Medizinischer Notfall an Bord eines Flugzeugs

Diagnostische und therapeutische Überlegungen - Folge 69 der Reihe Zertifizierte Kasuistik

1. Welche Aussage zur Inzidenz von In-Flight-Medical-Emergencies (IFME) ist falsch?

1. Die häufigsten Notfallbilder sind kardiale Zwischenfälle.
2. Gastrointestinale Symptome haben eine große Relevanz.
3. IFME sind vergleichsweise selten.
4. Eine Zwischenlandung aufgrund eines IFME ist lediglich wegen eines Herz-Kreislaufstillstandes indiziert.
5. Häufig beklagen Patienten milde Symptome während eines IFME.

2. Welche Aussage zu veränderten Umgebungsbedingungen während eines Fluges ist falsch?

1. In der Kabine kommt es zu einem Abfall des Umgebungsdruckes.
2. Fluggäste weisen eine Reduktion der peripheren Sauerstoffsättigung auf.
3. Die Luftfeuchtigkeit innerhalb der Flugkabine ist erhöht.
4. Der erniedrigte Sauerstoffpartialdruck während des Fluges ist für den gesunden Passagier in der Regel ohne gesundheitliche Konsequenzen.
5. Passagiere fühlen sich während des Fluges oft müde und träge.

3. Welche Aussage zur medizinischen Ausstattung an Bord von Verkehrsflugzeugen ist falsch?

1. Die gesamte medizinische Ausstattung ist gesetzlich geregelt und bei allen Fluglinien daher gleich.
2. Es wird nicht regelhaft ein Automatischer Externer Defibrillator (AED) mitgeführt.
3. Alle kommerziell betriebenen Flugzeuge müssen ein First-Aid-Kit mitführen.
4. Seit 1986 müssen Flugzeuge, die mehr als 30 Passagiere befördern, zusätzlich ein spezielles medizinisches Kit, das so genannte Doctor’s Kit (DK) oder Emergency Medical Kit (EMK) mitführen.
5. Kabinenpersonal erhält regelmäßig Erste-Hilfe-Trainings.

4. Welche Aussage zum Assessment vor Flugreisen ist falsch?

1. Ein großer Anteil der respiratorisch-bedingten IFME liegt bei Kindern vor.
2. Patienten können prinzipiell vor Antritt einer Flugreise in Druckkammern ähnlichen Bedingungen ausgesetzt werden.
3. Tumorpatienten dürfen aufgrund ihrer erhöhten Thrombosegefahr nicht fliegen.
4. Die Indikation oder Kontraindikation von multimorbiden Patienten zum Flug ist immer im interdisziplinären Kontext zu stellen.
5. Die Patientenedukation ist ein wichtiger Faktor als Teil des Assessments.

5. Welche Aussage zu rechtlichen Rahmenbedingungen bei einer Behandlung an Bord von Flugzeugen ist falsch?

1. Oft herrschen bei medizinischem Fachpersonal aufgrund von haftungsrechtlichen Unsicherheiten große Bedenken über die Durchführung ärztlicher beziehungsweise medizinischer Maßnahmen.
2. Grundsätzlich gilt an Bord das Haftungsrecht des Landes, unter dessen Flagge das Flugzeug registriert ist.
3. Der Aviation Medical Assistance Act (AMAA, „good samaritian law“) stellt helfende Ärzte unter gewissen Bedingungen von der Haftung frei.
4. Der Flugkapitän trifft die alleinige Entscheidung über eine Zwischenlandung bei einem IFME.
5. Die deutsche Approbation berechtigt zur weltweiten Durchführung ärztlicher Heilkunde in Flugzeugen.

6. Welche Aussage zu rechtlichen Rahmenbedingungen an Bord von Flugzeugen trifft zu?

1. Der dringenden Empfehlung des Arztes über eine Zwischenlandung hat der Flugkapitän zu folgen.
2. Der Flugkapitän ist für die Sicherheit des Luftfahrzeugs und der Personen an Bord zuständig.
3. Es kommt häufig vor, dass der Flugkapitän sich gegen die Empfehlung des Arztes zu keiner Zwischenlandung entscheidet.
4. Im Falle einer Handlungsunfähigkeit des Flugkapitäns übernimmt die oder der Kabinenchef die Verantwortung für die Sicherheit der Passagiere.
5. Ärzte haben bei medizinischen Eingriffen an Bord von Flugzeugen hohe Gefängnisstrafen zu erwarten.

7. Welche Aussage zur kardiopulmonalen Reanimation an Bord von Flugzeugen ist falsch?

1. Bisher gibt es keine evidenzbasierte Leitlinie für die kardiopulmonale Wiederbelebung an Bord von Flugzeugen.
2. Die ERC-Leitlinien widmen sich in einem kleinen Absatz der kardiopulmonalen Wiederbelebung an Bord von Flugzeugen.
3. Besonders die beengten Platzverhältnisse an Bord sind als große Limitation der Notfallversorgung zu erachten.
4. Nach Möglichkeit sollte bei der kardiopulmonalen Wiederbelebung eine 2-Helfer-Methode vollzogen werden.
5. Der Patient sollte für eine kardiopulmonale Wiederbelebung schnell an einen Ort mit mehr Platz verbracht werden.

8. Welche Aussage zur kardiopulmonalen Reanimation an Bord von Flugzeugen ist korrekt?

1. Für die Atemwegssicherung ist immer eine Larynxmaske vorzuziehen.
2. Für das Auftreten von Kammerflimmern steht immer ein AED bereit.
3. Das Defibrillieren an Bord von Flugzeugen muss wegen der Gefahr elektromechanischer Auswirkung auf das Flugzeug unterbleiben.
4. Im Falle einer Reanimationsbehandlung während des Fluges muss immer eine zeitnahe Zwischenlandung angestrebt werden.
5. Bei infauster Prognose und dem Abbruch von Reanimationsmaßnahmen kann der Flug unter gegebenen Umständen fortgesetzt werden.

9. Welche Aussage zur aktuellen Pandemie in Bezug auf den Flugbetrieb ist falsch?

1. Das weltweite Flugaufkommen ist bis zu 90 Prozent gesunken.
2. Eine Wiederaufnahme des regulären Flugbetriebs muss im Detail geplant werden.
3. Wissenschaftliche Daten belegen die Wirksamkeit von Mund-Nase-Schutz (MNS) zum Schutz vor einer möglichen COVID-19-Erkrankung.
4. Das Fliegen während der Pandemie birgt ein großes Risiko für eine Infektion mit SARS-CoV-2.
5. Die Kabinenluft wird 20 bis 30 mal pro Stunde gefiltert und ausgetauscht.

10. Welche Aussage zur Inzidenz von IFME ist falsch?

1. Veränderte Umgebungsbedingungen an Bord von Flugzeugen können asymptomatische Vorerkrankungen symptomatisch machen.
2. Die Auftretenswahrscheinlichkeit von IFME steigt mit der Dauer des Fluges.
3. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen sogenannten Emergencies, die eine notfallmedizinische Versorgung bedingen und sogenannten Events, die in der Regel kurzfristig therapiert werden können.
4. Die Inzidenz von IFME ist gering, deshalb ist keine einheitliche Aufzeichnung notwendig.
5. Ärzte sollten sich bereits vor Antritt des Fluges mit den Bedingungen für eine etwaige notfallmedizinische Versorgung an Bord vertraut machen.

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