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Es gibt Berufe, die vom ersten Tag an interessant sind, weil die Arbeit abwechslungsreich ist, eigenständiges Handeln erfordert und die Perspektiven stimmen.

Medizinische Fachangestellte, kurz MFA, ist ein solcher Beruf. Längst hat er nichts mehr mit der „Sprechstundenhilfe“ der 50er-Jahre zu tun. Auch der Begriff „Arzthelferin“ trifft die Tätigkeit in einer modernen Praxis nicht mehr. Das Spektrum ist viel komplexer geworden als „nur“ dem Arzt zu helfen.

Seit August 2006 heißt die Arzthelferin daher „Medizinische Fachangestellte“. Ein passender Name für einen Beruf, der

  • fundiertes medizinisches Fachwissen,
  • organisatorisches Talent und
  • einen feinfühligen Umgang mit Menschen erfordert.

Der Beruf lässt Raum für eigene Ideen und hat das Zeug, mehr als ein Job zu werden. Entsprechend beliebt ist der Beruf bei jungen Frauen. Jährlich beginnen rund 15 000 eine Ausbildung.

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Anforderungen

Schulabgängerinnen und Schulabgänger mit qualifizierten Schulabschlüssen der Fachoberschulreife und Real-/Hauptschule aber auch Abiturientinnen und Abiturienten (Allgemeine Hochschulreife) haben gute Chancen, einen Ausbildungsplatz als MFA zu finden.

Vor allem muss die zukünftige MFA

  • sich für Medizin interessieren,
  • gerne mit Menschen umgehen,
  • teamfähig sein,
  • Verantwortungsbewusstsein besitzen,
  • ordentlich und sorgfältig arbeiten können,
  • belastbar sein,
  • Verschwiegenheit bewahren können und
  • Lust am Lernen haben.

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Aufgaben

Medizinische Fachangestellte sind die Schnittstelle zwischen Arzt und Patient, Technik und Mensch.

Eingebunden in ein Team managen sie den Praxisbetrieb. Hinter diesem Schlagwort steckt ein ganzes Bündel an Jobs, von denen etwa die eine Hälfte in den Medizin-, die andere in den Verwaltungsbereich fallen.

Medizin

Medizinische Fachangestellte empfangen die Patienten und betreuen sie vor, während und nach der Behandlung.

Dazu gehört zum Beispiel:

  • Rezepte ausgeben
  • ärztliche Verschreibung oder Empfehlung erklären
  • an Früherkennungsmaßnahmen erinnern
  • zum Impfen motivieren
  • auf vermeidbare Krankheitsursachen aufmerksam machen und über eine gesunde Lebensweise aufklären
  • bei Behandlungen des Arztes assistieren, auch bei kleinen chirurgischen Eingriffen
  • selbstständig Elektrokardiogramme schreiben
  • Lungenfunktion prüfen
  • Spritzen verabreichen
  • Verbände anlegen
  • Blut abnehmen und untersuchen
  • Stuhl und Urinproben nehmen
  • Erste Hilfe bei einem Notfall leisten
  • Reinigung, Desinfektion und Sterilisation von Instrumenten und Geräten
Verwaltung

Medizinische Fachangestellte organisieren den Praxisablauf und übernehmen sämtliche Büro und Verwaltungsarbeiten, einschließlich der Abrechnung.

Dazu gehört zum Beispiel:

  • Behandlungsräume vorbereiten
  • Post bearbeiten
  • Briefwechsel mit Patienten und Behörden
  • Termine und Hausbesuche planen
  • Arztbriefe und Überweisungen schreiben
  • Material bestellen
  • Abrechnung mit der Kassenärztlichen Vereinigung vorbereiten
  • Mitwirkung beim Qualitätsmanagement

Bei all den Aufgaben steht die Freude am Umgang mit Menschen immer im Mittelpunkt.

Mit Menschen zu tun zu haben, sie in all ihren Nöten zu verstehen und ihnen zu helfen - das bietet der kompetente Beruf Medizinische Fachangestellte.

Zusatzangebote und Service

Immer mehr Praxen setzen heute auf Service und machen ihren Patienten Zusatzangebote, die über die reine medizinische Versorgung hinausgehen. Ein Bereich, für den zum großen Teil MFAs zuständig sind und der von Aufmerksamkeit und Engagement lebt. Manchmal reichen kleine Gesten, die einem Patienten zeigen, dass man sich um ihn bemüht – zum Beispiel wenn man bei langen Wartezeiten ein Glas Wasser oder eine Tasse Kaffee anbietet.

Denkbar ist auch der Aufbau eines Recall- Systems, das Patienten an Impftermine, Vorsorgeuntersuchungen, die Kontrolle von Laborwerten oder Ähnliches erinnert, sie zu Patientenschulungen und Vorträgen in die Praxis einlädt. Praxiseigene Schulungen, etwa in puncto Diabetes, Bluthochdruck, gesunder Ernährung, Gewichtsreduktion, Bewegung oder Raucherentwöhnung sind ebenfalls beliebte Angebote, die Patienten zu schätzen wissen – und besonders dann wahrnehmen, wenn sie persönlich angesprochen werden.

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Ausbildung

Die Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten dauert in der Regel drei Jahre und erfolgt im dualen System. Das heißt, sie findet sowohl in Praxen oder sonstigen medizinischen Einrichtungen als auch begleitend im Berufskolleg statt. Im zweiten Ausbildungsjahr wird eine Zwischenprüfung abgelegt.

Welche der mehr als 30 medizinischen Fachrichtungen infrage kommt, hängt von der persönlichen Neigung ab: Wer Kinder mag, ist beim Kinderarzt richtig. Wer sich für Allergien interessiert, sollte sich bei einem Hautarzt bewerben, und wer lieber mit vielen unterschiedlichen Menschen umgeht, wird sich vermutlich in einer Praxis für Allgemeinmedizin wohlfühlen.

Der Ausbildung liegt die Verordnung über die Berufsausbildung zur Medizinischen Fachangestellten 1.8.2006 zu Grunde. Danach stehen folgende Fertigkeiten und Kenntnisse auf dem Ausbildungsplan.

1. Ausbildungsbetrieb
1.1 Berufsbildung, Arbeits-, Tarifrecht
1.2 Stellung des Ausbildungsbetriebes im Gesundheitswesen; Anforderungen an den Beruf
1.3 Organisation und Rechtsform des Ausbildungsbetriebes
1.4 Gesetzliche und vertragliche Bestimmungen der medizinischen Versorgung
1.5 Umweltschutz

2. Gesundheitsschutz und Hygiene
2.1 Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit
2.2 Maßnahmen der Arbeits- und Praxishygiene
2.3 Schutz vor Infektionskrankheiten

3. Kommunikation
3.1 Kommunikationsformen und -methoden
3.2 Verhalten in Konfliktsituationen

4. Patientenbetreuung und -beratung
4.1 Betreuen von Patienten
4.2 Beraten von Patienten

5. Betriebsorganisation und Qualitätsmanagement
5.1 Betriebs- und Arbeitsabläufe
5.2 Qualitätsmanagement
5.3 Zeitmanagement
5.4 Arbeiten im Team
5.5 Marketing

6. Verwaltung und Abrechnung
6.1 Verwaltungsarbeiten
6.2 Materialbeschaffung und -verwaltung
6.3 Abrechnungswesen

7. Information und Dokumentation
7.1 Informations- und Kommunikationssysteme
7.2 Dokumentation
7.3 Datenschutz und Datensicherheit

8. Durchführen von Maßnahmen bei Diagnostik und Therapie unter Anleitung und Aufsicht des Arztes
8.1 Assistenz bei ärztlicher Diagnostik
8.2 Assistenz bei ärztlicher Therapie
8.3. Umgang mit Arzneimitteln, Sera und Impfstoffen sowie Heil- und Hilfsmitteln

9. Grundlagen der Prävention und Rehabilitation

10. Handeln bei Not- und Zwischenfällen

Ausbildungsrahmenplan

Nach der Ausbildung haben Medizinische Fachangestellte viele Möglichkeiten, eine Arbeitsstelle zu finden:

  • in Arztpraxen aller Fachrichtungen
  • in Krankenhäusern, wie Fachkliniken, Universitätskliniken, Rehabilitationszentren
  • in Gesundheitszentren
  • in betriebsärztlichen Abteilungen von Unternehmen
  • in Forschungsabteilungen von Pharmaunternehmen,
  • im Gesundheitsamt oder in
  • Organisationen des Gesundheitswesens

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Berufliche Perspektiven

Medizinische Fachangestellte können sich auf mehreren Wegen weiterbilden:

Spezialisierende Fortbildungen

Verschiedene Fortbildungsangebote der Ärztekammern bieten eine Qualifizierung zum Beispiel in folgenden medizinischen Gebieten:

  • Onkologie (Krebsheilkunde),
  • Ambulantes Operieren,
  • Gastroenterologische Endoskopie,
  • Pneumologie (Lungenheilkunde),
  • Dialyse (Blutreinigung bei Nierenkranken),
  • Ambulantes Operieren in der Augenheilkunde,
  • Strahlenschutz oder
  • Arbeits- / Betriebsmedizin.
Fortbildung zur Fachwirtin für die ambulante medizinische Versorgung

Sie übernimmt eine leitende Position in der Arztpraxis und managt

  • die Organisation des Praxisablaufs,
  • die Koordination der Verwaltung und
  • die Anleitung des Personals.

Auch die Themen Gesundheitsberatung, Hygiene und Arbeitsschutz fallen in ihren Bereich.

Die Fortbildung besteht aus einem Pflichtteil, in dem Verwaltung und Praxismanagement mit mindestens 280 Stunden auf dem Lehrplan stehen. Zusätzlich muss sie sich auf einen oder mehrere medizinische Bereiche im Umfang von 120 Stunden spezialisieren. Die Fortbildung ist entweder in Vollzeit oder berufsbegleitend in Teilzeit möglich und dauert etwa zwei Jahre.

www.fortbildung-mfa.de

Jobbörse

Auf der Homepage der Ärztekammer Nordrhein ist eine Jobbörse für Medizinische Fachangestellte und Medizinisch-Technische Assistenten/innen eingerichtet. Dort können Stellengesuchen oder Angebote für einen Arbeits-, Ausbildungs- oder Praktikumsplätze durchsucht und kostenfrei eingestellt werden.

Jobbörse

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Ausbildungsstellen

Wenn Sie sich um einen Ausbildungsplatz als Medizinische Fachangestellte bewerben möchten, so richten Sie die Bewerbung direkt an die Arztpraxis oder fragen bei der örtlich zuständigen Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter nach freien Ausbildungsstellen.

Bundesagentur für Arbeit

Übersicht der Berufskollegs für MFA in Nordrhein

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Ausbildungsvergütung

Die Ausbildungsvergütung richtet sich nach dem jeweils gültigen Gehaltstarifvertrag für Medizinische Fachangestellte.

Gehaltstarifvertrag


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Umschulungsmaßnahmen

Ziel von Umschulungsmaßnahmen ist die Wiedereingliederung der Umzuschulenden in das berufliche Arbeitsleben. Für eine qualifizierte und den gesetzlichen Bestimmungen entsprechende berufliche Umschulung sind geeignete Umschulungsstätten, qualifizierte Ausbilder / Ausbilderinnen und dem Ausbildungsberuf entsprechende sachliche und zeitlich gegliederte Ausbildungspläne wesentliche Voraussetzungen.

Die Ärztekammer Nordrhein ist nach dem Berufsbildungsgesetz verpflichtet, diese Voraussetzungen zu prüfen und die Umschulungsmaßnahmen zu überwachen.

Umschulungsmaßnahmen können als betriebliche oder außerbetriebliche Umschulungsmaßnahmen durchgeführt werden. Die Ärztekammer Nordrhein hat die Umschulungsprüfungen im Ausbildungsberuf der „Medizinischen Fachangestellten“ / des „Medizinischen Fachangestellten“ durchzuführen.

Der Berufsbildungsausschuss der Ärztekammer Nordrhein hat in seiner Sitzung am 13. November 2015 die Regelungen zu den Anforderungen für die Durchführung von Umschulungsprüfungen im Ausbildungsberuf der „Medizinischen Fachangestellten“ / des „Medizinischen Fachangestellten“ der Ärztekammer Nordrhein beschlossen. Diese hat der Vorstand der Ärztekammer Nordrhein am 6. Januar 2016 erlassen und das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen am 5.10.2016 genehmigt. Die Regelungen sind am 1. Januar 2016 in Kraft getreten.

Anforderungen für die Durchführung von Umschulungsprüfungen im Ausbildungsberuf der
„Medizinischen Fachangestellten“/ des „Medizinischen Fachangestellten“ der Ärztekammer Nordrhein

Fortbildung für MFA

Kontakt zum Ausbildungswesen MFA