Vorlesen

Dr. Anne Bunte, Köln - „Ich hatte tolle Vorbilder, die mich darin bestärkt haben, mich ehrenamtlich einzusetzen“

18.03.2019 Seite 59
RAE Ausgabe 3/2019

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 3/2019

Seite 59

Engagiert für den Öffentlichen Gesundheitsdienst und die Ärztekammer: Die langjährige Leiterin des Kölner Gesundheitsamtes Dr. Anne Bunte verbindet das Rheinland und Westfalen. © Jochen Rolfes

Neben ihrem Beruf engagieren sie sich ehrenamtlich für ihre Kolleginnen und Kollegen: Kreis- und Bezirksstellen- vorsitzende der Ärztekammer Nordrhein. Doch was machen die Vorsitzenden eigentlich und warum? Diese Fragen stellten wir Dr. Anne Bunte, Vorsitzende der Bezirksstelle Köln, in unserer Reihe „Mein Engagement“.

RhÄ: Was steht auf Ihrem Schreibtisch?
Bunte: Der Schreibtisch in der Bezirksstelle ist mehr oder weniger verwaist, weil ich vieles von meinem normalen Schreibtisch aus regele. Wichtig ist der gute Dialog mit den Mitarbeitern und der Ärztekammer. Ganz anders sieht mein Schreibtisch im Gesundheitsamt aus (lacht). Hier liegt viel herum, was ich bei dem bunten Bild an Aufgaben griffbereit haben möchte. Das Foto meiner Familie, das mir sehr wichtig ist, steht vor dem Fenster mit Blick auf den Kölner Dom.

RhÄ: Wie war das damals, als Sie sich entschieden, Medizin zu studieren?
Bunte: Es war eine Entscheidung, die durch die Erfahrungen eines Praktikums im Krankenhaus geprägt wurde. Ursprünglich wollte ich Jura studieren, aber bei der Analyse von Rechtsfragen fehlte mir der direkte Bezug zu den Menschen. Im Krankenhaus dagegen standen sie bereits im Praktikum im Mittelpunkt der Tätigkeit – auch wenn es dort statt um Diagnostik und Therapie zunächst um die Unterstützung bei den Dingen des Alltags ging. Ich habe mein Studium in Münster absolviert, war danach in Fort Wayne (Indiana, USA), was mich enorm beeinflusst hat. Dort habe ich eine Versorgung kennengelernt, die sehr stark vom Einkommen abhängig ist. Einkommensschwache Patientinnen und Patienten wurden nur im Rahmen bestimmter Ausbildungsprogramme behandelt. 

Die Tätigkeit innerhalb der Kammer finde ich sehr bereichernd.

RhÄ: Was hat Sie dazu bewegt, sich ehrenamtlich in der Ärztekammer zu engagieren?
Bunte: Wenn man etwas bewegen will, nutzt es nichts, nur darüber zu reden – man muss sich engagieren. Ich hatte tolle Vorbilder, die mich darin bestärkt haben, mich ehrenamtlich einzusetzen. Ich war in der Situation: Mutter von vier Kindern und Ehrenamt – und kann es jeder jungen Ärztin und jedem jungen Arzt nur ans Herz legen und wärmstens empfehlen. Erstens, weil Ehrenamt sehr wichtig ist und zweitens, weil es einem persönlich auch sehr viel zurückgibt. Mein Mann ist zum Beispiel damals in Münster mit Baby zur Kammerversammlung mitgekommen. Die Tätigkeit innerhalb der Ärztekammer finde ich unheimlich bereichernd. Wir Ärzte haben die Möglichkeit uns mittels eigener Körperschaft selbst regulieren zu können, das muss sinnvoll umgesetzt werden.

RhÄ: Mit welchen Themen befassen Sie sich typischerweise in einer Sitzung Ihrer Bezirksstelle?
Bunte: Die Bezirksstelle widmet sich neben der Ausbildung der Medizinischen Fachangestellten den kreisstellenübergreifenden Themen wie der Krankenhausplanung, einem vergleichbaren Beschwerdemanagement oder dem Umgang mit suchtkranken Kollegen und Kolleginnen.

RhÄ: Was überwiegt in Ihrem Amt als Bezirksstellenvorsitzende: Pragmatismus oder Idealismus?
Bunte: Ich glaube, man braucht beides. Idealismus um alle Aufgaben zu bewältigen und Pragmatismus um Lösungen zu finden. Und was ganz wichtig ist: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sowie Kolleginnen und Kollegen, mit denen man gut gestalten kann. Dieses große Glück habe ich.

RhÄ: Was verbinden Sie mit Köln?
Bunte: Köln ist eine wunderbar lebendige Stadt, die sowohl großstädtisch als auch ländlich geprägt ist. Die Anforderungen an die ärztliche Versorgung sind dadurch auch sehr unterschiedlich, das finde ich außerordentlich spannend.

Das Interview führte Vassiliki Latrovali.


Dr. Anne Bunte wurde in Lichtenau geboren. Für ihr Studium zog es die Mutter von vier Kindern in die Studentenstadt Münster, später nach Edinburgh. Nach einer Oberarzttätigkeit in Bielefeld trat sie 1996 in den Dienst des Kreises Gütersloh ein und übernahm 2000 die Leitung der Abteilung Gesundheit. Sie war zudem Mitglied der Kammerversammlung der Ärztekammer Westfalen-Lippe. 2009 kam Bunte zum Gesundheitsamt nach Köln. Die Vorsitzende des Landesverbandes der Ärztinnen des Öffentlichen Gesundheitswesens NRW ist seit 2014 Mitglied der nordrheinischen Kammerversammlung und zugleich im Vorstand der Ärztekammer Nordrhein tätig. Sie engagiert sich unter anderem in den Ständigen Ausschüssen „Öffentliches Gesundheitswesen“ und „Infektionserkrankungen“. Bunte kehrt im Frühjahr nach Gütersloh zurück.