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Wissenschaft und Fortbildung – Folge 72 der Reihe "Zertifizierte Kasuistik"

Gonarthrose: Alles TEP, oder was?

18.03.2022 Online FortbildungSeite 30
RAE Ausgabe 4/2022

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 4/2022

Seite 30

Diagnostische und therapeutische Überlegungen

von Daniel B. Abrar, Farid Ziayee, Vivien Ivan, Lena Marie Wilms und Peter Minko 

Anamnese

Der 57-jährige begeisterte Motorradfahrer berichtet über seit etwa drei Jahren bestehende, inzwischen nahezu dauerhafte Kniegelenkschmerzen mit Schwerpunkt über dem medialen Gelenkspalt (siehe Abbildung), die es ihm mittlerweile unmöglich machten, seinem Hobby nachzugehen. Ein Initialereignis sei nicht erinnerlich. Die Schmerzen seien zu Beginn lediglich nach längeren Motorradfahrten und körperlicher Belastung aufgetreten. Im Verlauf seien diese jedoch auch im gewöhnlichen Tagesverlauf zunehmend gewesen und bestünden mittlerweile auch in Ruhe. Die vom Orthopäden verordnete Physiotherapie (1x/Woche) und Medikation mit nicht-steroidalen Antirheumatika, zuletzt 3x400 mg Ibuprofen täglich, hätten zunächst Linderung verschafft, genügten jedoch in den letzten sechs Monaten nicht mehr, um eine ausreichende Schmerzfreiheit zu erreichen. Eine intraartikuläre Injektion mit Glukokortikosteroiden und/oder Hyaluronsäure sei bislang nicht erfolgt. Vorerkrankungen oder eine Dauermedikation bestehen nicht. 

Körperliche und laborchemische Untersuchung

Guter Allgemein- und gering übergewichtiger Ernährungszustand (Körpergröße 181 cm, Körpergewicht 91 kg, BMI 27,8 kg/m²). Schwellung und Überwärmung beider Kniegelenke. Druckschmerz über dem medialen Gelenkspalt beidseits. Tanzende Patella mit Patellaverschiebeschmerz. Zohlen-Zeichen positiv. Bewegungsumfang links 0-0-105, rechts 5-0-110. Keine äußeren Verletzungen. Schonhinken. Schmerzfreie Gehstrecke von Null Metern. Normwertige Laborparameter.

Apparative Diagnostik: Konventionelle Radiografie beider Knie

Die Abbildung zeigt eine Röntgennativaufnahme des linken Knies des Patienten in anterior-posteriorer (a.-p.) Ansicht.

Therapie

Nach gemeinsamer Abwägung verschiedener Therapieoptionen und einer kritischen Nutzen-Risiko-Stratifizierung mit dem behandelnden Orthopäden und dem Patienten erfolgte die Behandlung mittels transarterieller periartikulärer Embolisation (TAPE). 
Die TAPE ist ein modernes Verfahren, bei dem nach Lokalanästhesie über die Arteria femoralis communis unter Röntgenkontrolle ein Mikrokatheter bis in die Arteria geniculares vorgebracht und von hier superselektiv ein Embolisat injiziert wird. Ziel ist dabei, kleinste Gefäße zu verschließen, die der Hypervaskularisation des arthrotischen Kniegelenkes zugrunde liegen und gleichzeitig die größeren Trägergefäße zu erhalten.

Einen Tag nach der interventionellen Behandlung kann der Patient planmäßig in das häusliche Umfeld entlassen werden. Sechs Monate nach TAPE erscheint er in Motorradkleidung mit dem Motorrad und nahezu beschwerdefrei zum Nachsorgetermin. 

Professor Dr. Peter Minko, MBA ist Leitender Arzt der Interventionellen Radiologie und minimalinvasiven Therapie am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. Dr. Daniel B. Abrar sowie Dr. Farid Ziayee arbeiten als Oberärzte und Vivien Ivan sowie Dr. Lena Marie Wilms als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen an dem gleichen Institut.

Professor Dr. Malte Ludwig ist ambulant als Angiologe am Zentrum für Kardiologie am Klinikum Starnberg tätig. Er koordiniert und begleitet die Reihe inhaltlich.

Kurzanleitung zur „Zertifizierten Kasuistik“

Hinweis: Die 2 Fortbildungspunkte können über das System des Einheitlichen Informationsverteilers (EIV) Ihrem Punktekonto bei der Ärztekammer gutgeschrieben werden. Es werden Ihre Einheitliche Fortbildungsnummer, die Veranstaltungsnummer und die Anzahl der Punkte übermittelt.

via Rheinisches Ärzteblatt
Im ersten Rheinischen Ärzteblatt des Quartals werden jeweils veröffentlicht: der einführende Artikel zum Thema, der Fragenkatalog und die Lernerfolgskontrolle mit Bescheinigung.

Ausführliche Informationen zur Differenzialdiagnostik werden im Internet unter www.aekno.de/cme veröffentlicht.

Zum Erwerb der Fortbildungspunkte müssen mindestens 70 Prozent der Fragen richtig beantwortet werden. In dem Fall können die Fortbildungspunkte über den Elektronischen Informationsverteiler (EIV) dem elektronischen Punktekonto des Arztes bei seiner Ärztekammer automatisch gutgeschrieben werden, falls die Einheitliche Fortbildungsnummer/Barcode auf die Lernerfolgskontrolle aufgeklebt und die Einverständniserklärung zur Datenübermittlung unterschrieben ist.

Einsendeschluss: Die Lernerfolgskontrolle muss spätestens bis Montag, 30. Mai 2022 per Fax oder per Post eingegangen sein (Poststempel). Fax: 0211 4302-5808, Postanschrift: Ärztliche Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung in Nordrhein, Tersteegenstr. 9, 40474 Düsseldorf.

Auflösung: im Rheinischen Ärzteblatt 6/2022 in der Rubrik Magazin.

via www.aekno.de
Die Zertifizierte Kasuistik findet sich auf der Homepage der Ärztekammer Nordrhein unter www.aekno.de/cme.

Anmeldung: Erstmalige Registrierung mit Nachnamen, Arztnummer, Einheitlicher Fortbildungsnummer (falls vorhanden) und einer aktuellen E-Mail-Adresse. An diese werden die Zugangsdaten geschickt. Die zukünftige Anmeldung erfolgt über die angegebene E-Mail-Adresse und das selbstgewählte Passwort.

In dem geschlossenen Bereich finden sich

  • der einführende Artikel zum jeweiligen Thema, 
  • die ausführlichen medizinischen Informationen und
  • der Fragekatalog.

Die bisher veröffentlichten Kasuistiken der Reihe finden sich zu Übungszwecken unter www.aekno.de/cmetest.