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Gesund macht Schule: Klima- und Gesundheitsschutz an Schulen

20.04.2022 Seite 26
RAE Ausgabe 5/2022

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 5/2022

Seite 26

Ärztekammer Nordrhein und AOK Rheinland/Hamburg warben auf der Jubiläumsveranstaltung für die Themenkombination Klima und Gesundheitsschutz: (v.l.n.r.) Fiona Sommer, Paten ärztin der KGS Birgelen, Rolf Buchwitz, Stv. Vorsitzender des Vorstandes AOK Rheinland/Hamburg, Ralph Caspers, Moderator und Autor, Barbara Schillings, Schulleiterin der KGS Birgelen und Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein. © Sabine Schindler-Marlow
Was kann getan werden, um die Gesundheit von Kindern zu stärken? Welche Präventionsthemen werden in Zukunft wichtiger? Solche Fragen diskutierten Expertinnen und Experten im Talk mit Ralph Caspers bei der digitalen Jubiläumsveranstaltung zum 20-jährigen Bestehen von Gesund macht Schule, dem Präventionsprogramm von Ärztekammer Nordrhein und AOK Rheinland/Hamburg. 

von Sabine Schindler-Marlow

Rund eine Million Grundschülerinnen und Grundschüler hat Gesund macht Schule in den vergangenen zwei Jahrzehnten erreicht. Fast 60.000 Lehrkräfte haben das Programm in ihren Unterricht integriert. 32.000 Schulstunden haben Patenärztinnen und Patenärzte in den Schulen durchgeführt. Über 200 Grundschulen setzen das Programm seit mehr als zehn Jahren kontinuierlich mit ihren Patenärztinnen und Patenärzten um. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Gesund macht Schule ist eines der erfolgreichsten Präventionsprogramme in Deutschland, und das seit 20 Jahren. Die Feier dazu wurde coronabedingt digital umgesetzt und war mit mehr als 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gut besucht. Durch das Programm führte Moderator und Autor Ralph Caspers.

„Ein Selbstläufer ist so eine Bilanz nicht“, sagte Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, in seinem Resümee zu 20 Jahre Gesund macht Schule. „Dahinter steckt ein riesiges Engagement der beteiligten Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher aus dem Offenen Ganztag sowie der Patenärztinnen und Patenärzte, die das Programm in den Schulen häufig neben Klinik- und Praxisalltag verwirklichen.“ Sie alle trügen dazu bei, dass das Präventionsprogramm in vielen Schulen seit Jahren einen festen Platz hat, so Henke. „Wenn es das Programm Gesund macht Schule nicht schon gäbe, dann müsste man es erfinden, so genial ist es“, ergänzte Rolf Buchwitz, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der AOK Rheinland/Hamburg. Einen Baustein für den Erfolg sieht Buchwitz in den immer wieder neu an die Bedürfnisse der Schulen angepassten Programmmaterialien und den dazu passenden Fortbildungen. „Unsere Materialien, unsere Themen und die damit verknüpften Wettbewerbe sind, neben dem hohen Engagement der Schulen sowie der Patenärztinnen und Patenärzte, ein Garant für den langjährigen Erfolg von Gesund macht Schule, so Buchwitz. 

„Einfach mal anfangen“, lautete denn auch der Tipp von Barbara Schillings, Schulleiterin der KGS Birgelen, an alle Schulen, die bislang noch nicht am Programm teilnehmen. Die Schulleiterin nimmt mit ihrem Kollegium seit über zehn Jahren an dem Programm teil und schätzt besonders die Fortbildungen und die Zusammenarbeit mit der Patenärztin. „Die Kinder profitieren von dem Besuch einer Expertin von außen und nehmen das vermittelte Wissen bewusster wahr“, sagte Schillings. Sie und Patenärztin Fiona Sommer arbeiten seit über zehn Jahren gemeinsam im Programm. „Gerade weil lebensstilbedingte Krankheiten in den letzten Jahren zunehmen, spielt die Primärprävention in der Schule eine entscheidende Rolle“, sagte Sommer. In der Grundschule seien Kinder besonders interessiert und wissbegierig, nähmen Wissen über ihren Körper besonders gut auf. Dies seien ideale Voraussetzungen dafür, sie zu einer gesunden Lebensführung zu motivieren, begründete Sommer ihr Engagement an Schulen.

„Zur Gesundheit gehört auch eine Umwelt, die gesundes Leben möglich macht. Alles Bemühen zum Erhalt von Gesundheit ist unnütz, wenn man irgendwo lebt, wo die Umwelt dafür sorgt, dass man krank wird“, sagte Ralph Caspers und leitete damit über zum neuen Zukunftsthema von Gesund macht Schule: dem Klima- und Gesundheitsschutz. 

Darüber wie der Klimawandel schon heute die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigt berichtete der Kinder- und Jugendarzt Professor Dr. Stephan Böse-O’Reilly, MPH, Leiter AG Globale Umweltgesundheit und Klimawandel am LMU Klinikum München. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass Hitzetage und Hitzeperioden immer häufiger werden mit vielen Folgen auch für das Lernen in der Schule. Hohe Raumtemperaturen sind beispielsweise für Lehrende und Lernende sehr belastend und wir werden nicht umhinkommen, Schulgebäude anzupassen und mit energieschonenden Klimaanlagen auszustatten. Wir brauchen Trinkbrunnen in den Schulen, wir müssen unsere Stundenpläne an Hitzeperioden anpassen, sagte Böse-O’Reilly. Silke Ramelow, Gründerin und Vorstandsvorsitzende von BildungsCent e.V., betonte in ihrem Vortrag, dass für eine nachhaltige Entwicklung weitreichende Veränderungen in allen gesellschaftlichen Handlungsfeldern nötig seien. „Wir müssen nicht nur das Lernen verändern, sondern unsere Architektur, die Art und Weise, wie wir uns bewegen, wie wir unsere Energie beschaffen und verbrauchen, und wir müssen es jetzt angehen.“

Filmausschnitte und Grußworte zur Veranstaltung finden sich auf der Homepage gesundmachtschule.de/jubilaeum.