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Mail aus Aachen

25.04.2022 Seite 10
RAE Ausgabe 5/2022

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 5/2022

Seite 10

Carla Schikarski © privat

Neue Autorin der Reihe „Mail aus …“

Carla Schikarski ist 20 Jahre alt, wurde in Aachen geboren und ging dort auch zur Schule. Ihre Mitarbeit im Schulsanitätsdienst von der achten bis zur zwölften Klasse war für sie eine wichtige und wegweisende ehrenamtliche Aktivität. „Das hat mich definitiv in meinem Wunsch bestärkt, Medizin zu studieren“, sagt sie. Im Schulsanitätsdienst konnte Schikarski etwas über Krankheitsbilder lernen und erste Erfahrungen im Umgang mit Patientinnen und Patienten sowie Notfällen sammeln. Ihr Interesse galt auf dem Gymnasium den naturwissenschaftlichen Fächern wie Chemie und Biologie. 

„Die Physiologie und Krankheitsprozesse des menschlichen Körpers haben mich schon immer fasziniert. Was kann es Relevanteres und Interessanteres zu lernen geben als die Funktionsweise des eigenen Körpers?“, fragt die Medizinstudentin. Schikarski sieht ihre berufliche Zukunft sowohl in der Patientenversorgung als auch in der medizinischen Forschung. Beide Tätigkeiten findet sie attraktiv, „da man mit vielen unterschiedlichen Menschen arbeiten kann und nicht permanent an den Schreibtisch gebunden ist.“ Das Schöne am Arztberuf ist in ihren Augen, dass Ärztinnen und Ärzte für Patienten oft schnell vieles verbessern können.    

bre
 

In Aachen Medizin zu studieren, heißt, im Modellstudiengang zu lernen: Auch bei uns ist das erste Jahr mit Zellbiologie, Physik und Chemie vorklinisch, wird aber als „Appetizer“ zum Beispiel durch einen Notfallmedizin-Block ergänzt. Schließlich möchten wir als Mediziner kompetent helfen können! Ab dem dritten Semester wird in Systemblöcken gelehrt: So bekommt man zum Beispiel in „Herz-Kreislauf“ ein Rundumpaket aus Anatomie, Pathologie, Pharmakologie, Kardiologie et cetera serviert, das einen in den ersten Famulaturen schon glänzen lässt. Früh klinische Inhalte zu lernen macht das Studium hier aus – und dazu auch noch ziemlich viel Spaß! Trotzdem habe ich mein erstes Semester als einziges ohne Pandemie besonders gut in Erinnerung. Persönliche Interaktion mit Dozierenden, Hörsaal-Gespräche, Mensabesuche, bei denen man erstmal seine Freunde in der Menge wiederfinden muss – all das habe ich 80 Prozent meiner Studienzeit schmerzlich vermisst. Seitdem ist mein Studium ein Alltag aus Online-Vorlesungen, Videos und digitalen Klausuren. Sicher hat das Vorteile: Man kann über den Chat niederschwellig Fragen stellen, Aufzeichnungen in erhöhter Geschwindigkeit anschauen oder mitten im Semester mal eben verreisen. Wege fallen weg, sodass man mehr Termine planen kann – drei Klicks und man ist im Sprachkurs angekommen. Was praktisch wirkt, ist aber auch ein Stressfaktor: Das WG-Zimmer ist mehr Hörsaal als Ort der Entspannung geworden. Vieles an Praktika und Studentenleben haben wir verpasst, uns über jeden Präpkurs gefreut. Mein sechstes Semester soll nun wieder in Präsenz stattfinden – endlich zurück ins Grün des UKA!

Wie erlebt Ihr das Studium der Humanmedizin? Schreibt mir an medizinstudium(at)aekno.de.