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Praxis

Immer mehr ausländische Ärztinnen und Ärzte arbeiten in Nordrhein

08.05.2024 Seite 30
RAE Ausgabe 6/2024

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 6/2024

Seite 30

Seit 10 Jahren steigt die Zahl der Ärztinnen und Ärzte mit ausländischem Pass in Nordrhein stetig an. © Tina Ennen
Die Zahl der ausländischen Ärztinnen und Ärzte ist an Rhein und Ruhr auch im vergangenen Jahr gestiegen, und zwar auf 8.689. Deutschlandweit sind 64.000 Mediziner mit ausländischem Pass tätig. Fast 80 Prozent von ihnen arbeiten in Kliniken und Krankenhäusern. Das geht aus der aktuellen Ärztestatistik der Bundesärztekammer (BÄK) mit Stichtag 31. Dezember 2023 hervor. 

von Vassiliki Temme

Insgesamt lag die Zahl der Ärztinnen und Ärzte im Bundesgebiet im vergangenen Jahr bei 568.764, zwei Prozent mehr als noch 2022. Von diesen waren 428.474 berufstätig, ein Plus von 1,7 Prozent. Mit nunmehr 69.919 Mitgliedern verzeichnete die Ärztekammer Nordrhein einen Anstieg um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit belegt die nordrheinische Kammer hinter Bayern (94.523) und Baden-Württemberg (75.270) den dritten Platz unter den mitgliederstärksten deutschen Ärztekammern. Die Zahl der berufstätigen Ärzte im Kammergebiet konnte einen leichten Anstieg um 1,6 Prozent auf 53.544 verzeichnen.

Von den knapp 9.000 Ärztinnen und Ärzten in Nordrhein mit ausländischem Pass, stammen 5.089 aus Ländern der Europäischen Union. 8.383 ausländische Kolleginnen und Kollegen waren im Besitz einer Approbation, 306 hatten eine Berufserlaubnis nach § 10 Bundesärzteordnung. Die Top fünf der Herkunftsländer bilden Griechenland (686), Syrien (624), Rumänien (494), die Türkei (430) und der Iran (375). Die meisten ausländischen Ärztinnen und Ärzte (5.693) arbeiten laut BÄK in Kliniken oder Krankenhäusern fernab der Ballungsgebiete. Sie würden dringend gebraucht, um dem fortschreitenden Ärztemangel, der vor allem auf dem Land zu verzeichnen ist, entgegenzuwirken, heißt es dort. Die Statistik lässt allerdings keine belastbaren Aussagen darüber zu, wie viele Ärztinnen und Ärzte mit ausländischem Pass eigentlich „Bildungsinländer“ sind, also Schule und Studium in Deutschland absolviert haben. 

Ärztinnen und Ärzte, die ihre Aus- und Weiterbildung im Ausland erworben haben, müssen, wenn sie in Deutschland tätig werden möchten, eine Approbation beantragen. Für das Anerkennungsverfahren ist zentral für ganz Nordrhein-Westfalen die Bezirksregierung Münster zuständig. Neben der Prüfung der fachlichen Unterlagen kann die Behörde auch eine Fachsprachprüfung anordnen, die für Ärzte aus dem Rheinland bei der Ärztekammer Nordrhein stattfindet. Die Kenntnisse der Fachsprache müssen die Prüflinge in einem Arzt-Patienten-Gespräch, der dazugehörigen Dokumentation und in einem Arzt-Arzt-Gespräch unter Beweis stellen. Im vergangenen Jahr fanden bei der Ärztekammer Nordrhein insgesamt 2.040 Fachsprachprüfungen statt. Die Durchfallquote der Fachsprachprüfung lag bei 36 Prozent. Hier ist ein leichter Anstieg zu 2022 zu verzeichnen, damals lag die Quote bei 33 Prozent.

In Nordrhein waren im vergangenen Jahr 20.302 Ärztinnen und Ärzte ohne Gebietsbezeichnung tätig, von diesen befand sich knapp die Hälfte in Weiterbildung. Ambulant waren 20.756 Kolleginnen und Kollegen tätig, die Mehrheit (13.139) war in eigener Praxis niedergelassen. In den Krankenhäusern im Kammergebiet arbeiteten im vergangenen Jahr 28.037 Ärzte. In Behörden und Körperschaften, zum Beispiel der Ärztekammer Nordrhein, waren insgesamt 1.329 Ärztinnen und Ärzte beschäftigt. Die Zahl der berufstätigen Allgemeinmediziner im Rheinland und dem westlichen Ruhrgebiet lag stabil bei 4.349. Internisten (10.580) und Chirurgen (7.078) stellten die zahlenmäßig größten Facharztgruppen. In Nordrhein wurden im vergangenen Jahr insgesamt 2.088 Facharztanerkennungen erteilt. Die Top fünf der Fachbereiche bildeten die Innere Medizin (297), die Allgemeinmedizin (214), die Anästhesiologie (200), die Orthopädie und Unfallchirurgie (144) sowie die Kinder- und Jugendmedizin (128). 
34.220 Ärztinnen waren am Stichtag Mitglieder der nordrheinischen Kammer, das ist ein Plus von 2,4 Prozent zum Vorjahr. Von diesen waren knapp 30.000 berufstätig und vorwiegend stationär tätig. Die Top drei der Fachrichtungen bei den Ärztinnen in Nordrhein bilden die Innere Medizin (3.394), die Allgemeinmedizin (2.410) sowie die Frauenheilkunde und Geburtshilfe (2.052). 3.597 Ärztinnen befanden sich 2023 im Ruhestand und 648 in Elternzeit.