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Coronapandemie lässt Lebenserwartung 2020/2021 sinken

Menschen strömen über den Gehweg
Deutschland ist im Vergleich zu anderen Ländern mit Blick auf die Perioden-Lebenserwartung glimpflich durch die Pandemie gekommen. © IRStone/stock.adobe.com

Düsseldorf, 18.10.2022. In Deutschland ist die Lebenserwartung in den beiden Jahren der Coronapandemie 2020 und 2021 um insgesamt 5,7 Monate gesunken. Das ist das Ergebnis einer Auswertung von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock (MPIDR) und des Leverhulme Centre for Demographic Science der Universität Oxford von Mitte Oktober. In den meisten der 29 untersuchten Ländern, darunter 27 europäische Länder, die USA und Chile, sei die Perioden-Lebenserwartung im zweiten Jahr in Folge gesunken, so die Forscher. Gleichzeitig stellten die Forscher eine Zunahme der Unterschiede zwischen den Ländern fest.

„Ein besonders tragisches Beispiel sind die USA: dem Land ist es zwar 2021 gelungen, die Sterblichkeit der über 80-Jährigen auf das Niveau vor der Pandemie zu normalisieren, allerdings stieg die Sterblichkeit bei den Jüngeren“, sagte MPIDR-Wissenschaftler Jonas Schöley. Dadurch sei die Perioden-Lebenserwartung dort das zweite Jahr in Folge um weitere 2,7 Monate gesunken.

Anders ist es der Auswertung zufolge in Frankreich, Belgien, der Schweiz und Schweden. In diesen Ländern sei die Perioden-Lebenserwartung wieder auf den Wert von vor der Coronapandemie gestiegen. Generell sei das Sterberisiko in Westeuropa niedriger als in Osteuropa. Veranschaulichen lasse sich das am Beispiel Bulgarien, erklärte Schöley. „2021 lag die Perioden-Lebenserwartung 3,6 Jahre unter dem Niveau vor der Pandemie“. Mitverantwortlich dafür sei zu 25 Prozent eine gestiegene Sterblichkeit bei Menschen zwischen 40 und 60 Jahren.

Interessant ist den Wissenschaftlern zufolge, dass sich die Übersterblichkeit zwischen 2020 und 2021 in Richtung jüngerer Altersgruppen verschoben hat. Denn durch das Impfen seien die Älteren allmählich geschützt gewesen. Zwar habe Bulgarien bis Herbst 2021 die niedrigste Impfquote verzeichnet. Das erkläre die große Ungleichheit zwischen West und Ost jedoch nicht vollständig. Unterschiede zwischen den Gesundheitssystemen und den allgemeinen Lebensbedingungen spielten ebenfalls eine Rolle.

Einzig in Norwegen erhöhte sich trotz der Pandemie 2020/2021 die Perioden-Lebenserwartung um insgesamt 1,7 Monate.

Gegenüber der Lebenserwartung von Neugeborenen stellt die Perioden-Lebenserwartung das Sterberisiko einer Bevölkerung innerhalb eines Jahres dar. „Die Perioden-Lebenserwartung ist als Maß in der Pandemie besonders geeignet, um verschiedene Länder miteinander zu vergleichen“, sagte Schöley. Denn sie werde nicht von der Altersstruktur und der Bevölkerungszahl beeinflusst.

Life expectancy changes since COVID-19 (Studie/nature human behaviour)

Pressemitteilung (MPIDR)

MBO


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