Kopfschmerzen und Gangunsicherheit seit zwei Wochen

Diagnostische und therapeutische Überlegungen - Folge 71 der Reihe Zertifizierte Kasuistik

1. Welche Diagnose kommt dem MRT-Befund (Abb. 1) am nächsten?

1. Glioblastom (WHO ZNS Grad 4), IDH-Wildtyp
2. Oligodendrogliom (WHO ZNS Grad 3), IDH-mutiert und 1p/19q-kodeletiert
3. Primäres Lymphom des zentralen Nervensystems (PZNSL)
4. Bakterieller Abszeß
5. Metastase eines pulmonalen Adenokarzinoms

2. Welche klinischen Zeichen sind charakteristisch für einen erhöhten intrakraniellen Druck?

1. Schlaflosigkeit
2. Kopfschmerzen, Übelkeit/Erbrechen, Müdigkeit
3. Delir
4. Hemiparese
5. Aphasie

3. Was zählt zu den bekannten Risikofaktoren für die Entstehung von primären Hirntumoren?

1. Rauchen und Alkohol
2. Extensiver Mobilfunkgebrauch oder Wohnen in der Nähe von Funkmasten
3. Erbkrankheiten wie Li-Fraumeni-Syndrom oder Neurofibromatose
4. Schädel- und Hirnbestrahlung
5. Die Antworten c und d sind richtig.

4. Welche weiteren Schritte sollten bei der Patientin nach dem unauffälligem CT-Staging durchgeführt werden?

1. ÖGD und Coloskopie zur Suche eines gastrointestinalen Primarius.
2. Vorstellung im interdisziplinären neuroonkologischen Tumorboard.
3. Dermatologische und gynäkologische Vorstellung.
4. Bei unauffälligem CT-Staging sollte hier eine zeitnahe neurochirurgische Operation geplant werden.
5. Die Antworten b und d sind richtig.

5. Welche Aussage stimmt in Bezug auf eine neurochirurgische Tumoroperation?

1. Ein malignes Gliom kann aufgrund seines diffus-infiltrierenden Wachstums operativ nie vollständig entfernt werden.
2. Der Einsatz von Fluoreszenzstoffen (z. B. 5-ALA) erhöht nicht die Chance auf eine makroskopische Komplettresektion bei Glioblastomen.
3. Bei Tumoren in eloquenten Arealen kann auf den Einsatz eines intraoperativen Monitorings verzichtet werden.
4. Hirnmetastasen sollten nicht operiert werden.
5. Beim Glioblastom hat das Resektionsausmaß keinen Einfluss auf die Prognose.

6. Welche Biomarker sind für die neuropathologische Diagnostik essentiell?

1. IDH1/2-Mutationsstatus
2. MGMT-Promoter-Methylierung
3. Kombinierter und vollständiger Verlust der Chromosomenarme 1p und 19q
4. Histonmutationen, zum Beispiel K27M
5. Die Antworten a, c, und d sind richtig.

7. Welche Aussage zu der Behandlung des in der Kasuistik vorliegenden Befundes ist richtig?

1. Bei Patienten < 65 Jahren sollte keine kombinierte Radio-/Chemotherapie mit Temozolomid erfolgen.
2. Ältere oder multimorbide Patienten sollten eine hypofraktionierte Bestrahlung erhalten.
3. Ältere Patienten sollten immer eine Temozolomid-Chemotherapie erhalten.
4. Eine Studienbehandlung geht in der Regel mit einem hohen Risiko für die Patienten einher.
5. Im Rezidiv kommen eine erneute Operation oder Bestrahlung grundsätzlich nicht in Betracht.

8. Welche medikamentöse Notfallbehandlung veranlassen Sie nach der cMRT-Bildgebung?

1. Intravenöse Triple-Therapie mit Ceftriaxon, Ampicillin und Aciclovir
2. Dipidolor 3,75 mg intravenös
3. Dexamethason 40 mg intravenös als Kurzinfusion mit PPI-Begleitmedikation
4. Dexamethason 1 mg per os 3x täglich
5. Levetiracetam 500 mg per os 2x täglich

9. Welche Aussage zu einer strukturellen Epilepsie ist richtig?

1. Ein epileptischer Anfall ist eine häufige Erstmanifestation eines Hirntumors.
2. Da auch im Verlauf einer Hirntumorerkrankung epileptische Anfälle auftreten können, sollte immer primärprophylaktisch die Eindosierung von Levetiracetam erfolgen.
3. Die Fahrtauglichkeit ist bei einem Patienten mit einem Hirntumor grundsätzlich nicht mehr gegeben.
4. Länger anhaltende Verwirrtheitszustände können auch Ausdruck eines non-konvulsiven Status epilepticus sein.
5. Die Antworten a und d sind richtig.

10. Welche Formen der Supportivtherapie empfehlen Sie im vorliegenden Fall?

1. Psychoonkologie
2. Sozialrechtliche Beratung und Unterstützung
3. Palliativmedizinische Mitbehandlung
4. Physio- und Ergotherapie
5. Die Antworten a, b, c und d sind richtig.

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