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Digitalisierung und Telemedizin

Aachener Ärzte diskutieren Einsatz Intelligenter Systeme in der Versorgung

20.11.2019 Seite 7
RAE Ausgabe 12/2019

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 12/2019

Seite 7

Sprachen über Chancen und Risiken der Digitalisierung im Gesundheitswesen (v.l.n.r.): Claus-Hinrich Buschkamp, Fachanwalt für Medizinrecht der Rechtsabteilung der Ärztekammer Nordrhein, Dr. Karola Klutmann, Vorsitzende der Kreisstelle Kreis Aachen, Dr. Detlef Houdeau, Senior Director Business Development bei Infineon Technologies, und Dr. Ivo Grebe, Vorsitzender der Kreisstelle Stadtkreis Aachen. © Bülent Erdogan

Chancen und Risiken der Unterstützung von Ärzten durch Intelligente Systeme und der Schutz vor Datendiebstahl standen im Fokus einer Veranstaltung der Kreisstellen Stadtkreis und Kreis Aachen der Ärztekammer Nordrhein Anfang November im Forum M in der Aachener City. „Digitalisierung sollte mehr bedeuten, als nur das Papier gegen den Bildschirm einzutauschen“, sagte Dr. Karola Klutmann, Vorsitzende der Kreisstelle Kreis Aachen. Sie setzt auf eine bessere Versorgung durch miteinander verknüpfte Behandlungsdaten. Datensicherheit sei auch und gerade im Gesundheitswesen „ein Riesenthema“, sagte Dr. Ivo Grebe, Vorsitzender der Kreisstelle Stadtkreis Aachen. Jede Röntgen-CD, jedes Langzeit-EKG, jeder Langzeit-Blutdruck stelle einen Datensatz dar, der angegriffen werden oder auch verloren gehen könne.

Dr. Detlef Houdeau, Senior Director Business Development bei Infineon Technologies und Mitglied der Plattform Lernende Systeme, stellte Anwendungsgebiete für Intelligente Systeme vor, zum Beispiel zur frühzeitigen Erkennung von Parkinson (App: i-PROGNOSIS) oder Depression, zur Pflege-Dokumentation, zur Vermeidung von Nebenwirkungen bei Polymedikation und zur Begleitung chronisch erkrankter Menschen oder von Menschen mit Prä-Diabetes mit dem Ziel, den Krankheitsausbruch zu verhindern. Künstliche Intelligenz (KI) lebe davon, mit möglichst vielen Daten zu trainieren. Notwendig sei, diese Daten in Hinsicht auf ihre Qualität, Authentizität und Vollständigkeit zu prüfen, so Houdeau. Auch die Manipulation von Daten oder von KI-Systemen müsse ausgeschlossen werden. Unabhängige Experten müssten das Ergebnis von KI verifizieren können.

Privatdozent Dr. Stefan Beckers, MME, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst der Stadt Aachen, zog mit Blick auf das europaweit erste umfassende telemedizinische Rettungsassistenzsystem „Telenotarzt“ der Stadt Aachen eine Zwischenbilanz. So habe man mit dem System in den vergangenen fünf Jahren den Anteil der Rettungseinsätze, in denen auch ein Notarzt am Einsatzort tätig ist („Notarzt-Quote“), von 37 Prozent auf 19 Prozent senken können. Möglich wurde dies durch den Einsatz speziell ausgestatteter Rettungswagen und die Arbeit von erfahrenen Notarztkollegen in der Leitstelle, die bei Bedarf mit Rettungskräften oder Notärzten vor Ort kommunizieren können. Die „Bindezeit“ der Notärzte je Fall sei von 53 Minuten auf 9,5 Minuten gesunken, damit gehe eine deutliche Steigerung notärztlicher Kapazitäten einher.  

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