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Mülheim: Ärztinnen und Ärzte für Menschen in größter Not

25.04.2019 Seite 27
RAE Ausgabe 5/2019

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 5/2019

Seite 27

Beim 11. Forum Gesundheit in Mülheim an der Ruhr (v.l.n.r.): Dr. Tankred Stöbe, langjähriger Präsident der Deutschen Sektion von „Ärzte ohne Grenzen“; Margarete Wietelmann, Bürgermeisterin der Stadt Mülheim; Uwe Brock, Vorsitzender der Kreisstelle Mülheim der Ärztekammer Nordrhein; Professor Dr. Richard Goebel, der für sein ehrenamtliches humanitäres Engagement in Afrika die Johannes-Weyer-Medaille der nordrheinischen Ärzteschaft erhielt, mit seiner Frau Johanna Jesse-Goebel; Prof. Dr. Heinz-Jochen Gassel, Chefarzt und Ärztlicher Direktor Evangelisches Krankenhaus Mülheim; Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein; Heiko Rottmann-Großner, Leiter der Unterabteilung „Übertragbare und nicht übertragbare Krankheiten, Gesundheitssicherheit“ des Bundesministeriums für Gesundheit; Ulrich Langenberg, Geschäftsführender Arzt der Ärztekammer Nordrhein und Moderator des Abends; Nils B. Krog, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Mülheim. © Andreas Köhring

von Horst Schumacher

Uwe Brock, Initiator des Forums und Vorsitzender der Kammer-Kreisstelle, begrüßte rund 150 Besucher, darunter zahlreiche humanitär engagierte Kolleginnen und Kollegen, im voll besetzten Kasino des Evangelischen Krankenhauses an der Wertgasse. Margarete Wietelmann, Bürgermeisterin der Stadt Mülheim, zollte den Ärztinnen und Ärzten, „die in den Krisengebieten der Welt bis zur Erschöpfung arbeiten“, hohe Anerkennung. Für seine ehrenamtliche Arbeit in zahlreichen medizinischen Hilfsprojekten in Afrika, insbesondere in Kamerun, erhielt der Mülheimer Frauenarzt Professor Dr. Richard Goebel die Johannes-Weyer-Medaille der nordrheinischen Ärzteschaft.

Ehrenamtliches Engagement wie das von Professor Goebel spiele eine bedeutende Rolle bei der gesundheitlichen Versorgung zum Beispiel in Regionen Zentral- und Ostafrikas, sagte der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, der die Johannes-Weyer-Medaille im Namen von Ärztekammer und Kassenärztlicher Vereinigung überreichte. Gleichzeitig gehe es in solchen medizinisch unterversorgten Gebieten auch um eine „Verstetigung der Hilfen und der gesundheitlichen Versorgung“, was ohne „professionelle Verlässlichkeit“ kaum zu stemmen sei.

In seinem Impulsreferat berichtete der Internist und Notfallmediziner Dr. Tankred Stöbe, langjähriger Präsident der deutschen Sektion von „Ärzte ohne Grenzen“, von seinen Einsätzen in jüngerer Zeit. Er hat an Hilfseinsätzen im Jemen, in Gaza und in Libyen teilgenommen. Nach seinen Worten sind 20 Millionen Jemeniten, das sind 70 Prozent der Bevölkerung, nach drei Jahren Krieg und totaler Isolation von humanitärer Hilfe abhängig. Über 10.000 Menschen sind in dem dortigen Konflikt bereits gestorben und mehr als 40.000 verletzt worden. „Ärzte ohne Grenzen“ leiste „bedingungslose Hilfe für Menschen in größter Not, unabhängig von ihrer religiösen, kulturellen oder politischen Zugehörigkeit“. So haben laut Stöbe im Jemen, in dem es über eine Million Cholera-Patienten gibt, über 1.000 Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen bisher rund 550.000 Notfallpatienten versorgt. Sieben Millionen Jemeniten seien vom Hungertod bedroht.

Auch im „Failed State“ Libyen hat sich die Lage nach Stöbes Erfahrungen in den vergangenen Jahren nicht gebessert. Sehr viele Menschen seien „existenziell bedroht und brauchen Hilfe“.

Im sehr dicht besiedelten Gazastreifen, den Stöbe als „größtes Freiluftgefängnis“ bezeichnete, nehmen in jüngerer Zeit Suizide und Drogenabhängkeit zu. Junge, gut ausgebildete Menschen sehen für sich oft keine Perspektive mehr. Menschen erhängen sich, springen von Dächern oder vergiften sich.

Bei der Ebola-Pandemie in Westafrika starben zwischen 2014 und 2016 mehr als 11.000 Menschen, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) reagierte zu spät. Seither habe die Bundesregierung ihre Anstrengungen deutlich verstärkt, um die internationale Staatengemeinschaft in „multilateraler Koordination“ besser auf Gesundheitskrisen wie diese vorzubereiten, so Heiko Rottmann-Großner. Der Leiter der Unterabteilung „Übertragbare und nicht übertragbare Krankheiten, Gesundheitssicherheit“ des Bundesministeriums für Gesundheit sagte in Mülheim: „Politisch hat sich seither viel getan.“

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