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Mail aus Köln

18.10.2019 Seite 10
RAE Ausgabe 11/2019

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 11/2019

Seite 10

Ronja Zgraja © privat

Es gibt viele Dinge die immer wieder über das Medizinstudium gesagt werden. Es ist hart, es gibt viele Prüfungen und Tests, wenig Schlaf, es erfordert viel Fleiß und vor allem viele Stunden des manchmal stumpfen Auswendiglernens.

Um dieses Fach zu studieren, braucht man gute Noten oder muss lange warten, um ein Studium beginnen zu dürfen.
Viel seltener wird über die Dinge gesprochen, die einen tatsächlich durchs Studium bringen. Die dazu führen, dass man sich auch nach der achten Prüfung im neunten Semester noch hinsetzt, um für die neunte Prüfung zu lernen.

Ich spreche hier nicht von den Idealen, die fast jeder zu Beginn des Studiums hat, wie Menschen zu helfen oder dem Anreiz, später gutes Geld für gute Arbeit zu bekommen. Dies mag bei manchen ausgereicht haben als Motivation für endlose Stunden in der Bibliothek, nicht jedoch für mich.

Der Grund, warum ich heute Ärztin bin, der Grund, warum mich das Studium nie in die Knie zwingen konnte, war nicht nur mein Interesse an dem, was mir beigebracht wurde oder meine Faszination für den Beruf, auf den ich hinarbeitete. Es waren die, die neben mir saßen in der Bibliothek, mit mir lernten, die die mit mir nach jeder gemeisterten Prüfung auf unseren gemeinsamen Erfolg anstießen. Meine Freunde und Kommilitonen.

Ich erfuhr in der Zeit meines Studiums einen ungemeinen Zusammenhalt zwischen uns werdenden Ärzten. Abschriften aus Vorlesungen wurden geteilt und zusammen durchgegangen, Themen erörtert, mit denen mal dieser und mal jener Schwierigkeiten hatte, und es wurden stundenlang Prüfungsfragen durchgegangen. An einem Tag, an dem es galt, das zu Lernende interessanter zu machen, haben wir uns gegenseitig das gesamte venöse und arterielle Gefäßsystem mit Markern auf die Haut gemalt.

So möchte ich nicht nur den Professorinnen und Professoren für ihre gute Lehre danken, sondern auch jedem Medizinstudenten, der es schafft, seinen Nebensitzer für nur eine Frage mehr oder eine Stunde mehr in der Bibliothek zu motivieren.

Ich erlebte das Studium als eine Herausforderung. Wie viele von uns hätten diese wohl ohne ihre Kommilitonen und Freunde bewältigen können?

Wie erlebt Ihr das Studium der Humanmedizin? Schreibt mir an medizinstudium(at)aekno.de.