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Mail aus Köln

26.11.2020 Seite 10
RAE Ausgabe 12/2020

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 12/2020

Seite 10

Anna-Katharina Langerenken © privat

Wie sinnvoll sind Famulaturen und wie kann man sie verbessern? Natürlich bekommt man einen praktischen Bezug zu den Dingen, die man sonst nur von der Power-Point-Folie des Dozenten kennt. Viele Sachverhalte können besser im Kopf verankert werden, wenn ein bestimmtes Patientengesicht dazugehört oder man den Ultraschallkopf zum wiederholten Male falsch hält und der ein oder andere Fehler für allgemeine Erheiterung sorgt. Jedoch ist mir in etwa der Hälfte meiner Famulaturen genau das Gegenteil passiert. Dort wurde mir vermehrt bereits vor der Vorstellung vermittelt, dass keine Zeit für Ausbildung sei, und wer keine unmittelbar helfende Hand darstellt, sollte sich so positionieren, dass er bloß nichts anfasst oder auch nur den Eindruck vermittelt, etwas unsteril zu machen. Die Chance zu erläutern, welche Fähigkeiten bisher schon vorhanden sind und dass man nützlich sein kann, wurde leider nicht immer eingeräumt. Dadurch erzeugten einige Situationen ein starkes Gefühl von Überflüssigkeit in mir. Nachfragen sind auch nicht immer gerne gesehen. Da frage ich mich: Was soll ein Student in der Klinik, wenn dort nicht der Wille besteht, ihm Eigenverantwortlichkeit und Verbesserungspotential zuzugestehen?

Praktische Arbeit lernt man nicht durch pures Zusehen. Daher wünsche ich mir nach meinen fünf Famulaturen, dass neue Famulantinnen und Famulanten durchweg positive Erfahrungen sammeln, und dass ihnen das Gefühl gegeben wird, bereits Gelerntes ausbauen zu können, aber dass sie es auch direkt anwenden sollen und so eine hilfreiche Stütze im stressigen Klinikalltag darstellen.

Wie erlebt Ihr das Studium der Humanmedizin? Schreibt mir an medizinstudium(at)aekno.de.