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Praxis

Projekt zur Versorgung psychisch Kranker gewinnt NRW-Gesundheitspreis 2020

27.11.2020 Seite 32
RAE Ausgabe 12/2020

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 12/2020

Seite 32


 
Das Versorgungsmodell „Neurologisch-psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung (NPPV)“ hat den Gesundheitspreis 2020 des Landes Nordrhein-Westfalen erhalten. NPPV ist ein Projekt, das die KV Nordrhein mit der IVP Networks GmbH entwickelt hat und zusammen mit der AOK Rheinland/Hamburg sowie weiteren Krankenkassen und Kooperationspartnern umsetzt.

von Simone Heimann und René Engelmann

Für seinen alltagsnahen Ansatz ist das vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses geförderte NPPV-Projekt mit dem NRW-Gesundheitspreis 2020 ausgezeichnet worden. Es zielt darauf, Patientinnen und Patienten im Rheinland mit schweren neurologischen und psychischen Erkrankungen schnell und strukturiert Hilfe von Ärzten und Psychologischen Psychotherapeuten zu vermitteln. Inzwischen wurden rund 12.000 Patienten im Rahmen des Behandlungsprogramms versorgt, überwiegend Versicherte der AOK Rheinland/Hamburg. 

Für Dr. med. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, ist die Auszeichnung vor allem eine Bestätigung des zentralen Netzwerk-Gedankens von NPPV: „Durch die vielen Beteiligten und ihre Vernetzung, durch intensiven Austausch und Kooperation können wir komplexe Versorgung effizienter organisieren. Das hilft vor allem den Patienten, denn wir können Wartezeiten verkürzen, vorzeitige Therapieabbrüche verhindern und eine höhere Lebensqualität schaffen. Zugleich entlasten wir die Behandler, indem wir auch ihnen Unterstützung bieten und ihre ärztlichen und therapeutischen Ressourcen schonen.“ 

Die spezifischen Angebote der einzelnen Netzwerkpartner werden regelmäßig gemeinsam in Qualitätszirkeln vorgestellt und diskutiert. In die Netzwerke werden gezielt auch weitere Institutionen durch Netzwerkmanager einbezogen – etwa Kliniken und Akteure der Selbsthilfe, aber auch andere lokale Projekte und Anbieter, zum Beispiel Ergotherapie, Pflege oder Integrationsfachdienste.  

Die Situation in der ersten Jahreshälfte war für das Projekt NPPV eine besondere Herausforderung. Das Ausbleiben von Patienten aus den Praxen aufgrund der Corona-Pandemie hat es deutlich erschwert, diese überhaupt mit den neuen Angeboten zu erreichen. Allerdings wurde sofort reagiert und alles darangesetzt, in der vor allem für die Patienten schwierigen Zeit die Versorgung aufrechtzuerhalten. 

So wurde den Patienten die Möglichkeit gegeben, engmaschig Kontakt mit dem Bezugsarzt oder -therapeuten per Telefon oder Videosprechstunde zu halten. Gruppenangebote wurden als Online-Seminare angeboten oder unter strengen Hygieneauflagen fortgesetzt.

Weg in die Regelversorgung erwünscht

Um die Wirksamkeit von NPPV nachzuweisen, wird das Projekt umfangreich evaluiert. Die Chancen stehen gut, dass NPPV den Weg in die Regelversorgung schafft.  „Die hohen Einschreibungszahlen der Patienten und die Zahl der beteiligten Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten sind ein Beleg für die hohe Akzeptanz dieses Projektes und ein Beweis, dass es gelebt wird. Es ist enorm wichtig, dass diese Erfahrungen Teil der Regelversorgung werden“, sagt Dr. Uwe Meier, Neurologe aus Grevenbroich, der das Ende 2017 gestartete Projekt mit entwickelt hat. 

Aktuell sind über 7.000 Versicherte eingeschrieben, fast 400 Nervenärzte, Neurologen und Psychiater sowie rund 300 Psychologische Psychotherapeuten beteiligen sich an der vernetzten Versorgung. Neben der AOK Rheinland/Hamburg nehmen auch die BKK Deutsche Bank AG sowie die Continentale BKK am Projekt teil. Weitere Kooperationspartner sind der BKK Landesverband Nordwest, das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung und das IGES Institut GmbH. 

NRW Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann sollte den mit 5.000 Euro dotierten Gesundheitspreis des Landes NRW ursprünglich am 5. November an die Projektpartner übergeben. Aufgrund der verschärften Corona-Regelungen konnte die Preisverleihung jedoch nicht wie geplant stattfinden und wurde auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

Simone Heimann ist Referentin im Bereich Presse und Medien der KV Nordrhein, René Engelmann ist Netzwerkmanager bei der Managementgesellschaft IVP Networks GmbH