Vorlesen

Mail aus Köln

23.01.2020 Seite 10
RAE Ausgabe 2/2020

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 2/2020

Seite 10

Anna-Katharina Langerenken © privat

Die richtige Famulatur? Was ist die Richtige? Sollte ich lieber eine Fachrichtung wählen, die im Praktischen Jahr nicht sowieso Pflicht ist? Sollte ich etwas nehmen, das wir in der Uni schon behandelt haben oder doch lieber einen Seitenblick in kleine Fächer wagen, die erst sehr spät, wenn schon fast alle Famulaturen gemacht wurden, im Semesterplan behandelt werden? Lieber ein großes Haus, damit man viel sieht, oder doch lieber ein kleines, damit man viel Hand anlegen darf?

Das ist nur ein Bruchteil der Fragen, die ich mir nach dem vorherigen Ziel „Physikum“ auf einmal stellen musste. Dabei hielt ich mich vorerst an das Fach Pathologie, das bei mir im fünften Semester lag. Jedoch in meiner Heimatstadt Osnabrück einen Famulaturplatz in diesem Bereich zu bekommen, gestaltete sich mehr als schwierig, denn das örtliche Klinikum nehme keine Famulanten an und alle anderen Praxen mit diesem Schwerpunkt würden nicht obduzieren und verwiesen mich zurück ans Klinikum.

Nach einer kleinen Recherche, was es sonst noch so gibt, entschied ich mich schließlich dazu, eine ambulante Famulatur in der Notfallambulanz und der Urologie zu machen, um für mich zu erkunden, ob dieser Bereich von mir für die Zukunft kategorisch ausgeschlossen werden sollte.

Für mich entpuppte sich diese Entscheidung, ein bisschen über den Tellerrand zu schauen, als wundervolle Option, denn die Urologie fasziniert mich seitdem. Mich hat ein Team empfangen, das freundlicher und einbindender nicht hätte sein können. In dieser kurzen Zeit habe ich so viel lernen können, und die Eindrücke änderten meinen Blick auf diese Fachrichtung enorm. Mir gefielen die vielen kleinen ambulanten Eingriffe und der direkte Patientenkontakt mit durchaus sehr vielfältigem Klientel. Vom kleinen Jungen mit Hodentorsion über Frauen mit Harnleitersteinen bis hin zu geschlechtsangleichenden Operationen war alles dabei.

Für mich gilt nun: Wage es und schaue bei Famulaturen über den Tellerrand. Es lohnt sich!

Wie erlebt Ihr das Studium der Humanmedizin? Schreibt mir an medizinstudium(at)aekno.de.