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MB-Barometer zur Corona-Krise

Knappe Mehrheit der Klinikärzte befürchtet Überforderung des Gesundheitswesens

27.05.2020 Seite 6
RAE Ausgabe 6/2020

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 6/2020

Seite 6

Über die Hälfte der Ärztinnen und Ärzten in den Kliniken sagt, dass ihre Arbeitsbelastung in der Corona-Krise abgenommen hat. Das ist das Ergebnis des MB-Barometers zur Corona-Krise, einer bundesweiten Umfrage des Marburger Bundes (MB), unter rund 8.700 angestellten Ärztinnen und Ärzten. Bei etwa einem Viertel der Befragten blieb das Arbeitsaufkommen etwa gleich, bei knapp 18 Prozent der Ärzte stieg es. Laut Umfrage hat jedes zehnte Krankenhaus Kurzarbeit eingeführt, bei vielen handelt es sich dabei um Rehakliniken. Von den Ärztinnen und Ärzten in Kurzarbeit reduzierten 38 Prozent ihre Arbeitszeit um bis zu 50 Prozent, knapp 17 Prozent der Befragten um 100 Prozent. Über die Hälfte der angestellten Ärzte bauten während der vergangenen Wochen der Corona-Krise freiwillig Überstunden ab. Knapp 70 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, die Regelversorgung wieder aufzunehmen. Ein Arzt schreibt dazu: „Ich denke, es werden weitere ‚Wellen‘ mit nötigen Verschärfungen der Maßnahmen kommen, in der Zwischenzeit sollte aber der normale Betrieb so weit möglich fortgeführt werden.“

Über die Frage, ob es im weiteren Verlauf der Corona-Krise zu einer Überforderung des Gesundheitswesens kommen könnte, zeigen sich die Ärztinnen und Ärzte uneins: 44 antworteten mit ja, 42 Prozent mit nein. 38 Prozent der Befragten beklagen die unzureichende Schutzausrüstung. So schreibt ein Arzt auf die Frage, wie zuversichtlich er auf die kommenden Monate blicke: „Ich bin weniger zuversichtlich. Es fehlt an Schutzausrüstung. FFP-2 Masken werden wiederverwendet, FFP-3 gibt es nicht. Ebenso wenig Schutzanzüge oder Visiere.“ Ein anderer schreibt: „Ich habe Respekt vor COVID-19, sehe aber, dass unser Team gut gerüstet ist.“ Einige zeigen sich zuversichtlich: „Ich denke, dass sich die Leute im Großen und Ganzen, v. a. die Risikogruppen, vernünftig verhalten werden und daher das Infektionsaufkommen beherrschbar bleibt.“

jf