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Praxis

Die ePA kommt: KVNO informierte digital

23.09.2020 Seite 24
RAE Ausgabe 10/2020

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 10/2020

Seite 24

Aufwendige Technik im „Studio Düsseldorf“: Im Haus der Ärzteschaft beteiligten sich Dr. Carsten König, Dr. Frank Bergmann, Moderator Frank Naundorf, Gilbert Mohr (alle KVNO) und Prof. Jörg Debatin (health innovation hub) an der digitalen Debatte. © KVNO
Wann genau die elektronische Patientenakte (ePA) startet, ist aktuell wieder Gegenstand von Diskussionen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn möchte, dass Patienten ab 2021 Befunde, Diagnosen, Röntgenbilder oder Medikationspläne in ihrer digitalen Akte zentral speichern lassen können. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) informierte am 14. August in Kooperation mit dem health innovation hub (hih) in einem Live-Stream aus Studios in Düsseldorf und Berlin über die ePA. Fast 500 Teilnehmer waren dabei.

von Heiko Schmitz

Eine hochkarätig besetzte Expertenrunde, zwei parallele Veranstaltungsorte und ein großes Publikum, das quer über die Republik verstreut war: Die Informationsveranstaltung zur elektronischen Patientenakte (ePA), die als Livestream im Internet übertragen wurde, war eine echte Premiere für die KV Nordrhein. Im Studio Düsseldorf saßen der Vorstand der KVNO, Dr. Frank Bergmann und Dr. Carsten König, Professor Jörg Debatin vom hih sowie TI-Experte Gilbert Mohr und Moderator Frank Naundorf, beide von der KVNO. Aus Berlin zugeschaltet waren Dr. Gottfried Ludewig (Bundesministerium für Gesundheit), Dr. med. Philipp Stachwitz (hih) sowie Dr. Markus Leyck Dieken und Charly Bunar von der gematik. Aus der Schweiz meldete sich in einem Videobeitrag Dr. Philipp Kirchner (hih). 

„Wir haben heute nicht nur verschiedene Standorte, sondern auch Blickwinkel“, sagte Moderator Frank Naundorf zu Beginn – so wurde kaum ein Aspekt ausgespart. „Die Idee zu dieser Veranstaltung entstand bei unserer jüngsten Klausurtagung der Vertreterversammlung Ende Januar“, sagte der KVNO-Vorstandsvorsitzende Bergmann. „Wir wollen herausarbeiten, was Digitalisierung für uns, aber auch für die Patientinnen und Patienten bedeutet – und wie sie uns helfen kann.“ Viele der Niedergelassenen sähen sich nicht ausreichend gewappnet für die Einführung der ePA – „das wollen wir als KVNO zusammen mit Partnern wie dem hih heute und mit weiteren Veranstaltungen in diesem Jahr ändern.“

Alles auf einen Blick

Viele Ärztinnen und Ärzte hätten den Eindruck, dass die Digitalisierung zwar durch gesetzliche Vorgaben vorangetrieben werde, aber wenig Nutzen mit sich bringe – eine Diskussion, die aus der Telematik-Infrastruktur zur Genüge bekannt ist. „Die Notwendigkeit der Digitalisierung bestreitet niemand mehr. Es wird aber Zeit, dass ein Mehrwert bei der Patientenversorgung erkennbar wird“, so Bergmann. Wenn Technik den Praxisalltag sinnvoll unterstütze, werde sie auch genutzt. „Die ePA hilft uns dabei, uns als Ärzte besser zu vernetzen zum Wohle des Patienten“, sagte der Anästhesist und Schmerztherapeut Dr. Philipp Stachwitz. Patienten trügen heute noch „wie Briefträger braune Umschläge von Arzt zu Arzt“.

Patienten sollen durch die ePA künftig jederzeit ihren Gesundheitsstatus einsehen und selbst bestimmen können, welcher Arzt, Psychotherapeut oder welche Einrichtung für bestimmte Daten freigeschaltet wird. Ärzte und Psychotherapeuten wiederum sollen alle relevanten Gesundheitsdaten auf einen Blick erfassen können mit dem Ziel, dass aufwendige Recherchen entfallen und Doppeluntersuchungen vermieden werden. Das wirft Fragen auf, nicht nur zum Datenschutz, wie die lebhafte Diskussion und die rund 150 Fragen der Teilnehmer zeigten.

Für Dr. Gottfried Ludewig vom BMG ist klar: Der Start der ePA ist der Beginn einer Entwicklung. „Es wird nicht alles perfekt sein zu Beginn. Wir wollen einen Prozess der dauernden Verbesserung starten, denn wir wollen, dass der digitale Wandel nicht von außen kommt und von Konzernen diktiert wird. Wir wollen eine Digitalisierung innerhalb der Gesetzlichen Krankenversicherung und der Selbstverwaltung, denn beide sollen auch 2030 noch existieren. Deshalb bringen wir vom Gesetzgeber Geschwindigkeit rein.“ 

Corona macht Tempo

Für KVNO-Vize Dr. Carsten König war wichtig, dass die Diskussion auch eine Klärung der Haftungsfrage brachte: „Ärzte sind nur verantwortlich für die Datenverarbeitung über ihr Patientenverwaltungssystem, also den Up- und Download ihrer Dokumente in und von der ePA.“ Professor Jörg Debatin ist zuversichtlich, dass die ePA im Alltag ankommt: „Die Corona-Pandemie hat zum ersten Mal digitale Anwendungen für Ärzte und Patienten erlebbar gemacht, weil die Patienten das so wollten. So wird es auch bei der ePA sein“, sagte der Chairman des health innovation hub. 

Dr. Heiko Schmitz leitet den Bereich Presse und Medien der KV Nordrhein.

Eine Aufzeichnung der Veranstaltung gibt es unter www.kvno.de (Mediathek) und 
www.youtube.com