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Praxis

Warum „Arzt sein in Nordrhein“ eine richtig gute Sache ist

22.07.2021 Seite 20
RAE Ausgabe 8/2021

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 8/2021

Seite 20

Rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten über den Tag verteilt den ersten digitalen Praxisbörsentag. © KV Nordrhein
Es geht auch digital: Am 19. Juni 2021 hat es für den beliebten „Praxisbörsentag“ der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein eine Premiere gegeben. Coronabedingt hat die Veranstaltung, die praxisabgebende sowie praxissuchende Ärzte zusammenbringen soll, zum ersten Mal im digitalen Format stattgefunden und wurde direkt sehr gut angenommen.

von Sven Ludwig

Auf den Punkt genau um zehn Uhr am Samstagmorgen startete der erste digitale Praxisbörsentag der KV Nordrhein mit der wichtigen Botschaft des Vorstandsvorsitzenden Dr. Frank Bergmann: „Es ist in den vergangenen Jahren viel dafür getan worden, um die Arbeit in der eigenen Praxis der Lebenswelt anzupassen und diese so attraktiv wie möglich zu gestalten. Über den Strukturfonds hat die KV Nordrhein bereits mehrere Millionen Euro ausgezahlt, um die ambulante Versorgung dauerhaft auch auf dem Land sicherzustellen und mit Weiterbildungsangeboten gerade auch für Berufseinsteiger die bewusste Entscheidung für die Niederlassung zu fördern.“

Bergmann hielt fest, dass das Durchschnittsalter der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte zwischen 2010 und 2021 zwar von 51,2 auf 53,5 Jahre gestiegen sei – gleichzeitig kämen aber auch wieder mehr jüngere Vertragsärztinnen und -ärzte nach. Es gebe außerdem einen Trend hin zu mehr Teilzeitbeschäftigten, so Bergmann – und: Die Einzelpraxis sei weiterhin beliebt, es ließen sich aber auch immer mehr Ärztinnen und Ärzte in Einzelpraxen, Gemeinschaftspraxen oder medizinischen Versorgungszentren anstellen. Weiterhin sei bei den Hausarztpraxen zu beobachten, dass dort in Zukunft mehr Frauen als Männer das Ruder übernehmen würden.
 
Der Vorstandsvorsitzende der KV Nordrhein wies auch noch einmal ausdrücklich auf den im Jahr 2018 beschlossenen Strukturfonds hin. Seitdem wurden 14,2 Millionen Euro aus dem Förderprogramm für Maßnahmen zur Sicherstellung der Versorgung im hausärztlichen Bereich ausgezahlt – dazu gehörten im Einzelnen zum Beispiel Investitionszuschüsse (bis zu 70.000 Euro) sowie Zuschüsse für die Eröffnung von Zweigpraxen (bis zu 10.000 Euro) und Praxishospitationen (bis zu 6.000 Euro). Die Fördergebiete des Strukturfonds umfassen 27 hausärztliche Mittelbereiche und 70,5 förderfähige Sitze.
 
Nach Bergmanns Eröffnungsvortrag folgten bis zum Mittag Beiträge der KVNO-Niederlassungsberater Alexander Konrad und Oliver Pellarin (Titel: „Von der Niederlassung bis zur Praxisabgabe“) – und der Steuer-und Praxisberatung VPmed in Krefeld zum Thema: „Wie ermittele ich den Wert einer Praxis?“ Danach gaben die Referenten Thomas Karch und Daniel Vloet aus der Kanzlei VPMED in Krefeld Auskunft darüber, worauf es bei Abgabe und Übernahme einer Praxis ankommt. Ihre Grundaussage: Die Praxisbewertung ist ein sehr wichtiges Instrument – einmal um als Abgeberin oder Abgeber eine erste Vorstellung davon zu haben, was die Praxis eigentlich wert ist. Für die andere Seite, die Praxis-Einsteigerin oder den Praxis-Einsteiger, bedeutet dies, dass man weiß, worauf man sich einlässt und somit einen Eindruck von der Ertragsfähigkeit der Praxis und den zu erwartenden Gewinnen bekommt.
 
Durchweg verfolgten am Vormittag rund 200 Interessierte die Vorträge und hatten im Live-Chat viele Fragen, die ihnen umgehend von den Referenten beantwortet werden konnten.    
 Nach einer kurzen Mittagspause teilte sich der digitale Praxisbörsentag in zwei Themenwelten auf: Claudia Pintaric, die Abteilungsleiterin für Service und Beratung in der KV Nordrhein, moderierte die Vortragsreihe für die nach einer Praxis suchenden Ärztinnen und Ärzte – die KVNO-Pressestelle übernahm die praxisabgebende Seite. Die Referenten Sonja Inger und Michael Hanke von der Steuerberatungsgesellschaft Wolfarth, Willems & Kollegen in Moers informierten beispielsweise zum Thema „Steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten beim Praxisverkauf“. Ihr Credo: Der Verkauf der Praxis sollte unbedingt gut geplant sein, was auch heißt, steuerlichen Fallstricken nach Möglichkeit aus dem Weg zu gehen. Sehr anschaulich demonstrierten die stellvertretende Abteilungsleiterin Beratung in der KV Nordrhein, Ulrike Donner, und Annika Wirtz aus der Abrechnungsberatung in einem fiktiven Beratungsgespräch „Weichenstellungen für eine erfolgreiche Praxisabgabe und Nachfolge“.
 
Auch am Nachmittag verfolgten – verteilt auf beide Themenwelten – insgesamt wieder fast 200 Interessierte die Vorträge. Die für den digitalen Praxisbörsentag eingerichtete Event-App nutzten über 400 Teilnehmende. Mit dieser Bilanz waren am Ende alle Beteiligten mehr als zufrieden.    


Sven Ludwig ist Pressesprecher und Leiter derÖffentlichkeitsarbeit der KV Nordrhein.