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Mail aus Düsseldorf

22.01.2021 Seite 10
RAE Ausgabe 2/2021

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 2/2021

Seite 10

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Seit Jahrhunderten besteht eine intime Beziehung zwischen Wissenschaft und Politik. Sie zeigt sich bei der Verteilung von Forschungsgeldern, bei der Priorisierung in der Therapieentwicklung und vielem mehr. Doch die Corona-Pandemie machte das komplexe Spannungsfeld in bislang unbekanntem Ausmaß zum Gegenstand des öffentlichen Diskurses. Dabei kommen auch wichtige „Beziehungsprobleme“ ans Tageslicht. Mit täglich neuen Forschungserkenntnissen aus allen Teilen der Welt bleibt es wesentlich, dass politische Entscheidungsträger die Wissenschaft für eine evidenzbasierte Politik nutzen. Leider verfestigt sich jedoch der Eindruck, dass die Politik im Eiltempo Verordnungen erlässt, bei deren Ausarbeitung die zentralen Forschungseinrichtungen wie das Robert Koch-Institut (RKI) kein Mitspracherecht haben. Dass Bundesländer in der föderalen Staatsstruktur abseits der Empfehlungen des RKI agieren und beispielsweise Konzepte für Schulen oder zur Entisolierung missachten können, wirkt zweifelhaft. Vor diesem Hintergrund sollte die Rolle der Wissenschaft in der politischen Landschaft gestärkt werden. Forscher müssen sich ihrer Schlüsselrolle bewusst werden, sich in die gesellschaftspolitischen Debatten einbringen, um diese mit Fachwissen zu versach­lichen. Und ja, vielleicht müssen sich Wissenschaftler ihren Platz am Verhandlungstisch auch erkämpfen, um den Weg zu einer wissenschaftsbasierten Politik zu ebnen.

Wie erlebt Ihr das Studium der Humanmedizin? Schreibt mir an medizinstudium(at)aekno.de.