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AMNOG-Report 2022

Kosten für Orphan Drugs haben sich verfünffacht

16.03.2022 Seite 8
RAE Ausgabe 4/2022

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 4/2022

Seite 8

Seit 2011 das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) in Kraft trat, rechtfertigt bei neuen Arzneimitteln nur ein Zusatznutzen gegenüber dem Therapiestandard einen höheren Preis. © Mev Verlag

Die Kosten für neu zugelassene Medikamente gegen seltene Krankheiten (Orphan Drugs) haben sich seit 2011 verfünffacht und liegen inzwischen im Durchschnitt bei 540.000 Euro pro Jahr und Patient. Das geht aus dem AMNOG-Report 2022 hervor, den die DAK-Gesundheit vor Kurzem vorgelegt hat. Die Grundidee des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG), die Preise für neue Arzneimittel anhand ihres Nutzens zu ermitteln, gerate immer mehr aus dem Fokus, kritisierte die Krankenkasse. „Wir brauchen dringend eine Neuregelung seitens der Politik, um den Zusatznutzen von Orphan Drugs zu erfassen“, forderte deren Vorstandsvorsitzender Andreas Storm. Nur so könne die Preisexplosion gestoppt werden. 

Um die Entwicklung von Medikamenten gegen seltene Krankheiten zu fördern, müssen diese in Deutschland erst dann ein reguläres Nutzenbewertungsverfahren nach dem AMNOG durchlaufen, wenn ihr Jahresumsatz 50 Millionen Euro überschreitet. Auch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), das den Zusatznutzen neuer Präparate gegenüber einer zweckmäßigen Vergleichstherapie bewertet, fordert seit Längerem, Orphan Drugs dem üblichen AMNOG-Verfahren zu unterziehen. Eine Auswertung habe ergeben, dass der fiktive Zusatznutzen bei Marktzugang von Orphan Drugs seit 2011 in mehr als der Hälfte der Fälle nicht bestätigt worden sei.     

HK