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Meinung

Respekt vor Auszubildenden und Ausbildern

18.01.2022 Seite 3
RAE Ausgabe 2/2022

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 2/2022

Seite 3

Bernd Zimmer, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein © Jochen Rolfes

Die Coronapandemie belastet Beschäftigte im Gesundheitswesen in besonderer Weise. Neben Ärztinnen und Ärzten leisten vor allem auch Medizinische Fachangestellte (MFA) einen großen, leider oft wenig anerkannten Beitrag zur Bewältigung der Pandemie. Seit zwei Jahren sind die MFA beispielsweise eng in das Testmanagement der Praxen und die Koordination der Impfkampagne einbezogen. Das bedeutet für sie gewaltige Mehrarbeit und auch konfliktive Patientenkontakte. 

Trotz der herausfordernden Coronalage wurden 2021 im Landesteil Nordrhein Ausbildungsverträge in noch nie erreichter Zahl mit Medizinischen Fachangestellten abgeschlossen. Das Allzeithoch wurde 2021 mit insgesamt 2.899 neuen Ausbildungsverträgen für MFA registriert. Der Anstieg zum Vorjahr 2020 betrug damit rund 20 Prozent. Es zeigt sich, dass wir in Nordrhein die Ausbildung unserer Jugendlichen gerade in schwierigen Zeiten als gemeinwohlorientierte Aufgabe schultern. Dafür möchte ich mich bei allen an der Ausbildung Beteiligten ganz herzlich bedanken.

Mein ganzer Respekt gilt aber auch den jungen Menschen, die sich gerade in dieser Zeit für diesen so wichtigen Beruf entscheiden, trotz der schwierigen Bedingungen in Praxen und Schulen, trotz des Risikos. Die nachrückende Generation zeigt damit einmal mehr ihre soziale Verantwortungsbereitschaft.

Der Zuwachs im letzten Jahr ist für mich zum einen auch ein Beleg dafür, mit welch klugem Gespür die nordrheinischen Ärztinnen und Ärzte dafür sorgen, dass auch zukünftig genug hochqualifiziertes Personal für die ambulante Versorgung zur Verfügung steht. Denn eines ist klar: eine Gesellschaft des langen Lebens unter pandemischen Bedingungen wird auch weiterhin Mehrarbeit für die Praxisteams bedeuten. Daher sind all jene Praxen gut beraten, die mit bestens ausgebildetem Personal vorsorgen.

Zum anderen zeigen die deutlich gestiegenen Ausbildungsabschlüsse im Jahr 2021 auch, dass sich unsere gemeinsame Akquise für den Beruf lohnt. Die Ärztekammer Nordrhein (ÄkNo) hat in den vergangenen Jahren verstärkt für den Ausbildungsberuf zur MFA geworben, beispielsweise über eine erhöhte Präsenz auf (Online-)Ausbildungsmessen und über die enge Zusammenarbeit mit den lokalen Agenturen für Arbeit. Auch in den Kreis- und Bezirksstellen der ÄkNo ist das Thema Nachwuchsgewinnung für die Arztpraxen stärker in den Mittelpunkt gerückt. Diese Anstrengungen und Initiativen der ehrenamtlichen Ärztinnen und Ärzte sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÄkNo zahlen sich jetzt aus und sind an den steigenden Ausbildungszahlen deutlich ablesbar.

Ich möchte an dieser Stelle dafür werben, dass wir diesen Weg gemeinsam weitergehen. Die ambulante Versorgung braucht gut ausgebildete Medizinische Fachangestellte. Daher müssen wir in eigener Verantwortung alles daran setzen, dass der Beruf der MFA weiterhin für junge Menschen attraktiv bleibt. Wir müssen Ansehen, Wertschätzung, Qualifizierung und Bezahlung bei Medizinischen Fachangestellten aktiv weiter steigern. Dafür müssen die Vorgaben für die Honorarverhandlungen zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung und dem Spitzenverband Bund der Gesetzlichen Krankenkassen so angepasst werden, dass sich Tarifsteigerungen direkt abbilden, so wie es für die Pflege gilt. Aber auch wir selbst sind gefragt, indem wir jeden Tag unseren MFA unsere Wertschätzung zeigen, ihnen Verantwortung übergeben und ihre Weiterqualifizierung fördern. Lassen Sie uns gemeinsam an einem positiven Berufsbild arbeiten und lassen sie uns im Jahr 2022 einen Ausbildungsrekord aufstellen, um den uns viele andere Ausbildungsberufe beneiden. 

Bernd Zimmer, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein