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Meinung

Auszeichnung mit Symbolkraft für alle MFA

20.06.2022 Seite 3
RAE Ausgabe 7/2022

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 7/2022

Seite 3

Bernd Zimmer, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein © Jochen Rolfes
Der 126. Deutsche Ärztetag in Bremen hat seine Forderung nach einem staatlichen Coronabonus für medizinische Fachangestellte (MFA) bekräftigt. Und er hat die Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe, Hannelore König, mit dem Ehrenzeichen der deutschen Ärzteschaft ausgezeichnet – zu Recht.

Mit ihrem Wirken für die Belange der Medizinischen Fachangestellten hat Hannelore König, gerade auch während der Pandemie, an der Sicherstellung einer hochwertigen Patientenversorgung mitgewirkt. Sie hat aber noch mehr geleistet. Sie hat, immer im Dialog mit uns Ärztinnen und Ärzten, an der Ausgestaltung des Berufsbildes der Medizinischen Fachangestellten sowie an den Aufstiegschancen von MFA zu hochqualifizierten, arztentlastenden Versorgungs- und Praxisassistentinnen, mitgewirkt. Gemeinsam haben wir über ein Jahr an einem modernen und für viele junge Menschen attraktiven Berufsbild gearbeitet. Dafür gebührt Hannelore König als Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe großer Dank.

Die Auszeichnung hat aber auch Symbolkraft: mit ihr drückt die deutsche Ärzteschaft ihre Wertschätzung gegenüber allen Medizinischen Fachangestellten aus. Wir Ärztinnen und Ärzte wissen genau, wie viel Verantwortung, Empathie und kommunikative Kompetenz mit dem Beruf der MFA verbunden sind. Gerade in der sehr herausfordernden Zeit der Coronapandemie haben wir noch einmal deutlich erlebt, dass ohne unsere MFA ein reibungsloser Ablauf im Praxis- und auch Klinikalltag unvorstellbar ist. Sie sind unser Bindeglied zu Patientinnen und Patienten und sie haben in den letzten Jahren richtig gute Arbeit geleistet.  Ohne ihren Einsatz hätten wir eine ad-hoc ins Leben gerufene Impfkampagne parallel zur Patientenversorgung kaum so erfolgreich bewältigen können. Umso mehr schmerzt es uns, dass bis heute unsere Forderung nach einem staatlichen Coronabonus von den politisch Verantwortlichen nicht umgesetzt wird.

Also bleibt es weiter allein in unserer Hand, die Wertschätzung gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Praxen auszudrücken. Das beginnt schon bei der Ausbildung, die meiner Ansicht nach das A und O einer erfolgreichen Berufslaufbahn ist. Wer mit Engagement in die Ausbildung zur MFA investiert, verhilft nicht nur einem  jungen Menschen zu einem guten Start ins Leben, sondern sichert auch die Zukunft der eigenen Praxis. Auch wenn der Ausbildungsberuf MFA 2021 der beliebteste Ausbildungsberuf bei Frauen war, hören wir mit Sorge gerade aus den ländlichen Gebieten, dass der Wettbewerb um junge Menschen, die eine duale Ausbildung anstreben, an Schärfe zunimmt.

Wir müssen daher alles tun, um mit guter Ausbildung (übrigens können in diesem Monat noch Ausbildungsverträge abgeschlossen werden!), mit Arbeitszeitmodellen, die Familie und Beruf in Einklang bringen, mit möglichen Weiterqualifizierungen bis hin zum Studium, mit guter Teamstruktur und mit einer am Manteltarifvertrag orientierten Bezahlung unsere Medizinischen Fachangestellten in den Praxen zu halten. Wenn wir Ärztinnen und Ärzte als gute Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber weiter von uns reden machen, werden wir auch in Zukunft kein Problem damit haben, junge Menschen für den Beruf der Medizinischen Fachangestellten zu begeistern. Sie kommen schon als Schülerinnen und Schüler zu uns, nutzen wir die Chance.

Bernd Zimmer, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein