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Corona und Sucht

Mehr Raucher als vor der Pandemie

20.06.2022 Seite 8
RAE Ausgabe 7/2022

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 7/2022

Seite 8

Seit Corona greifen Männer wieder häufiger zur Zigarette. © methaphum/stock.adobe.com

Die Pandemie hat das Rauchverhalten der Deutschen verändert – zum Schlechteren: Während vor Beginn der Coronapandemie Anfang 2020 rund 26,5 Prozent der über 14-Jährigen Tabak rauchten, raucht Anfang 2022 schon jeder Dritte. Das zeigen die Ergebnisse der Deutschen Befragung zum Rauchverhalten, kurz DEBRA, die alle zwei Monate Jugendliche und Erwachsene unter anderem zu ihrem Tabakkonsum befragt. Daten der Kaufmännischen Krankenkasse KKH belegen, dass der missbräuchliche Konsum von Tabak in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen ist. Im ersten Coronajahr 2020 wurden laut KKH rund 1,2 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen wegen Tabakabhängigkeit, Entzugserscheinungen, eines akuten Tabakrauschs oder psychischer Probleme aufgrund von Tabak behandelt. Das sei ein Plus von 61 Prozent im Vergleich zum Jahr 2010, so die KKH. Männer seien dabei häufiger betroffen als Frauen. Bei ­ihnen sei die Zahl der Tabakmissbräuche allein von 2019 auf 2020 um mehr als drei Prozent gestiegen. Gründe können laut KKH­Suchtexperte Michael Falkenstein Ängste, Frust und Einsamkeit sein. Auch können Berufstätige ihm zufolge im Homeoffice einfacher rauchen. Zudem seien während der Pandemie zahlreiche Hilfsangebote eingestellt worden. Die Dunkelziffer beim Rauchen dürfte weitaus höher liegen, warnt die KKH. Bei den ausgewerteten Daten handele es sich nur um ärztlich diagnostizierten Tabakmissbrauch.     

jf