Vorlesen
Weiterbildung

Geplantes Facharztgesetz versetzt Ärzteschaft in Unruhe

22.02.2024 Seite 6
RAE Ausgabe 3/2024

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 3/2024

Seite 6

© Ärztekammer Nordrhein

In der Regel prangte vor 50 Jahren auf der Titelseite des Rheinischen Ärzteblatts (RÄ) eine Werbeanzeige der Pharmaindustrie. Nicht so in der Ausgabe vom 10. März 1974. In großen Lettern war da zu lesen: „Hat Minister Figgen keine Zeit für die demokratisch gewählten Organe der Ärztekammer?“ und noch größer: „Unruhe in der Ärzteschaft wegen des Facharztgesetzes“. Seit Oktober 1973 liefen die Ärztekammern Sturm gegen das auf der Landesgesundheitsministerkonferenz konzertierte „Facharztgesetz“, das in ihren Augen die ärztliche Selbstverwaltung zugunsten von staatlicher Beeinflussung schwächen sollte. Auch sahen die Kammern die Gefahr der Aufspaltung des Arztberufs als Konsequenz der vorgesehenen Facharztprüfungen. Staatlich geregelte theoretische Prüfungen seien ohne die Beurteilung weiterer Fakten kein geeignetes Instrument, um über die Facharztqualifikation zu entscheiden. Auch die Schaffung von Parallelkompetenzen für Staat und Kammern bei der Einführung neuer Fach- und Teilgebiete könnte heikle ärztlich-wissenschaftliche Fragen auf die politische Ebene verlagern, wo nicht medizinische Aspekte Entscheidungen beeinflussen könnten, kritisierte das . Auch sei es nicht in allen Gebieten und Teilgebieten sinnvoll, die Weiterbildungsstätte, wie vorgesehen, nach spätestens zwei Dritteln der Weiterbildungszeit zu wechseln. Dies berge die Gefahr von vermeidbaren Härten für Ärzte in der Weiterbildung. Der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Dr. Friedrich-Wilhelm Koch, versuchte, durch Briefe, Resolutionen und andere Eingaben einen Gesprächstermin beim zuständigen nordrhein-westfälischen Arbeitsminister Werner Figgen zu bekommen, um die Bedenken der Ärzteschaft mündlich vortragen zu können. Den letzten Brief des Kammerpräsidenten vom 18. Februar 1974 druckte das in voller Länge ab. Eine Antwort blieb Figgen schuldig. So endete der Artikel mit dem Satz: „Minister Figgen schweigt weiter …“    

bre