„Ihren Familien und Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, wünschen ‚Glückauf‘ für 1976“ Dr. Friedrich-Wilhelm Koch, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, und Dr. Hans-Wolf Muschallik, Erster Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Dieser gemeinsame Neujahrsgruß fand sich auf der ersten Seite des Rheinischen Ärzteblatts (RÄ), das am 10. Januar 1976 erschien. Beide versprachen, weiterhin darauf zu achten, „daß nicht unter dem Vorwand der heute unbestrittenen schwierigen Kostensituation der gesetzlichen Krankenversicherung Strukturveränderungen propagiert werden, die das Kassenarztrecht aus den Angeln heben“. Gleichzeitig äußerten sie sich vorsichtig optimistisch, dass es gelingen werde, „das Kassenarztrecht ohne Strukturveränderung sinnvoll weiterzuentwickeln“.
Landesgesundheitsminister Friedhelm Farthmann (SPD) habe mit seinen Äußerungen „dem Vertrauensverhältnis zwischen Millionen Patienten und ihren Ärzten und nicht zuletzt auch seinem Amt schweren Schaden zugefügt“. Mit scharfen Worten reagierte Kammerpräsident Koch auf Äußerungen Farthmanns, der von einer „ernsten gesundheitspolitischen Gefahr“ sprach und behauptete, Ärzte würden „auf ‚blauen Dunst‘ Beruhigungs-, Aufputsch- und Schmerzmittel verschreiben, ohne sich die Zeit für eine richtige Diagnose der ‚eingebildeten oder echten Wehwehchen‘ zu nehmen“. 20 Prozent der Drogenabhängigen in NRW hätten ihre Krankheit leichtfertiger ärztlicher Verschreibungspraxis zu verdanken, zitierte das RÄ den Minister. „In diesen Äußerungen sieht Dr. Koch einen krassen Fall von politischer Instinktlosigkeit, medizinischem Dilettantismus und fahrlässiger Begriffsvermischung.“
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