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Wissenschaft und Fortbildung – Zertifizierte Kasuistik

Unklare Raumforderung zwischen Vagina und Urethra bei einer 62-jährigen Patientin

09.12.2025 Online FortbildungSeite 25
RAE Ausgabe 1/2026

Rheinisches Ärzteblatt

Heft 1/2026

Seite 25

Diagnostische und therapeutische Überlegungen

von Mara Bardac, Damian Ralser, Eva Egger, Pia Lodde, Lucia Otten, Laura Tascón Padrón, Carolin Schröder, Glen Kristiansen, Markus Essler, Manuel Ritter und Alexander Mustea

Anamnese


Eine 62-jährige Patientin stellte sich mit einem seit circa vier Wochen bestehenden Druckgefühl im unteren Beckenbereich und gelegentlichen Blutungen vor. Schmerzen, Miktionsbeschwerden oder gastrointestinale Symptome wurden verneint. Die Patientin gibt folgende Vorerkrankungen an: Vorhofflimmern, arterielle Hypertonie und Verdacht auf Herzinsuffizienz. Sie ist Nichtraucherin. Die Familienanamnese ist positiv für ein Ovarialkarzinom der Mutter. Der Body-Mass-Index (BMI) der Patientin  liegt bei 34,2 kg/m2.
 
Gynäkologischer Untersuchungsbefund


Abdomen weich, keine Druckdolenzen, keine Abwehrspannung, kein Peritonismus, Nierenlager beidseits indolent. Speculum: Vulva, Vagina und Portio glatt und reizlos, Fluor albus. Vaginale Tastuntersuchung: rundliche etwa kirschgroße Struktur an der vorderen Vaginalwand kurz hinter dem Introitus tastbar, etwas druckschmerzhaft. Bei Druck auf den Herdbefund entleert sich Blut aus der Urethra. Transvaginalsonografie (TVS): Cervix 16 mm, Ovarien beidseits darmüberlagert, keine freie Flüssigkeit. Zystisch solide Raumforderung an der vorderen Vaginalwand.
 
Urologischer Untersuchungsbefund


Zystoskopie: Kontaktvulnerable, gerötete  Schleimhaut im Bereich des Blasenhalses, aber kein Anhalt auf Divertikel oder Fistelbildung im Bereich des Blasenhalses oder der Urethra Richtung vaginal.

Introitussonographie: Suburethral gelegene zystisch, teils solide und durchblutete Raumforderung mit intakter Gewebslamelle zur Harnblase, circa 2,8 x 3,8 cm messend (siehe Abbildung 1).
 

Bildgebung


MRT-Becken: kugeliger vasku-larisierter Tumor im kleinen Becken, ­40 x 3 0x 25 mm, dringender Verdacht auf Malignität. Kein Hinweis auf Organinfiltration oder pelvine Lymphknotenmetastasen.

CT-Thorax/Abdomen: kein Anhalt für eine thorakoabdominelle Metastasierung. PET-CT: Hypermetabolismus der infravesikalen Formation, vereinbar mit malignem Prozess. Keine FDP-positiven Lymphknoten- oder Fernmetastasen (siehe Abbildung 2)
 

Histologische Diagnostik


2x Punchbiopsien: p16-negatives Adenokarzinom mit chronischer Entzündung. Immunhistochemie: Wildtyp-Muster in der p53-Färbung (scattered pattern) pMMR, HPV negativ

Weitere Diagnostik


Gastro- und Koloskopie unauffällig.

Mara Bardac, Dr. Damian Ralser, Dr. Eva Egger, Dr. Pia Lodde, Dr. Lucia Otten, Laura Tascón Padrón, Dr. Carolin Schröder und Professor Dr. Alexander Mustea arbeiten an der Klinik für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Professor Dr. Glen Kristiansen ist am Institut für Pathologie, Professor Dr. Markus Essler an der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin und Professor Dr. Manuel Ritter an der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie beschäftigt. Sämtliche Einrichtungen gehören 
zum Universitätsklinikum Bonn.

Professor Dr. Malte Ludwig ist ambulant als Angiologe in Gmund am Teegernsee tätig und arbeitet in Kooperation mit dem Gefäßzentrum am Krankenhaus Agatharied. Er koordiniert und begleitet die Reihe inhaltlich.

 

Kurzanleitung zur „Zertifizierten Kasuistik“


Hinweis: Die 2 Fortbildungspunkte können über das System des Einheitlichen Informationsverteilers (EIV) Ihrem Punktekonto bei der Ärztekammer gutgeschrieben werden. Es werden Ihre Einheitliche Fortbildungsnummer, die Veranstaltungsnummer und die Anzahl der Punkte übermittelt.

via Rheinisches Ärzteblatt

Im ersten Rheinischen Ärzteblatt des Quartals werden jeweils veröffentlicht: der einführende Artikel zum Thema, der Fragenkatalog und die Lernerfolgskontrolle mit Bescheinigung.

Ausführliche Informationen zur Differenzialdiagnostik werden im Internet unter www.aekno.de/cme veröffentlicht.
Zum Erwerb der Fortbildungspunkte müssen mindestens 70 Prozent der Fragen richtig beantwortet werden. In dem Fall können die Fortbildungspunkte über den Elektronischen Informationsverteiler (EIV) dem elektronischen Punktekonto des Arztes bei seiner Ärztekammer automatisch gutgeschrieben werden, falls die Einheitliche Fortbildungsnummer/Barcode auf die Lernerfolgskontrolle aufgeklebt und die Einverständniserklärung zur Datenübermittlung unterschrieben ist.
     
Einsendeschluss: Die Lernerfolgskontrolle muss spätestens bis Donnerstag, 26. Februar 2026 per Fax oder per Post eingegangen sein (Poststempel). Fax: 0211/4302 5808, Postanschrift: Ärztliche Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung in Nordrhein, Tersteegenstr. 9, 40474 Düsseldorf.

Auflösung: im Rheinischen Ärzteblatt 3/2026 in der Rubrik Magazin.

via www.aekno.de
Die Zertifizierte Kasuistik findet sich auf der Homepage der Ärztekammer Nordrhein unter www.aekno.de/cme.

Anmeldung: Erstmalige Registrierung mit Nachnamen, Arztnummer, Einheitlicher Fortbildungsnummer (falls vorhanden) und einer aktuellen E-Mail-Adresse. An diese werden die Zugangsdaten geschickt. Die zukünftige Anmeldung erfolgt über die angegebene E-Mail-Adresse und das selbst gewählte Passwort.

In dem geschlossenen Bereich finden sich
• der einführende Artikel zum jeweiligen Thema, 
• die ausführlichen medizinischen Informationen und
• der Fragenkatalog.

Die bisher veröffentlichten Kasuistiken der ­Reihe finden sich zu Übungszwecken unter www.aekno.de/cmetest.