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Fortbildungskongress ä25

Staatssekretär Heidmeier spricht sich für Primärarztsystem aus

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Diskutierten über die Herausforderungen für das Gesundheitssystem der Zukunft: Professor Dr. Gisbert Knichwitz, Vorsitzender des Fortbildungsausschusses der nordrheinischen Akademie der Ärztekammer Nordrhein, Dr. Sven Dreyer, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Professorin Dr. Alexandra Philipsen, Kommissarische Ärztliche Direktorin am Universitätsklinikum Bonn, Matthias Heidmeier, Staatssekretär im NRW-Gesundheitsministerium und Professor Dr. Bernd Weber, Dekan der Medizinischen Fakultät an der Universitätsklinik Bonn (v.l.n.r.). © Marc Strohm

Düsseldorf, 9.10.2025. Zwar schneide das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Vergleich insgesamt sehr gut ab, betonte Matthias Heidmeier, Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium bei der Eröffnung des Fortbildungskongresses ä25. Gleichzeitig nehme die Unzufriedenheit in der Bevölkerung beispielsweise aufgrund langer Wartezeiten auf Facharzttermine spürbar zu. „Eine gute gesundheitliche Versorgung ist ein wesentlicher Pfeiler unserer Demokratie“, sagte Heidmeier. Es sei die gemeinsame Aufgabe aller Akteure im Gesundheitswesen, eine gerechte und flächendeckende Versorgung sicherzustellen. „Weder Wohnort noch finanzielle Situation dürfen darüber entscheiden, welche Qualität an medizinischer Versorgung jemand erhält“, betonte der Staatssekretär.

Als bedeutenden Schritt zur Verbesserung der Versorgungsqualität lobte Heidmeier die Krankenhausreform, die zurzeit in Nordrhein-Westfalen umgesetzt wird. Er bekräftigte das Ziel der Landesregierung, dass 90 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in NRW innerhalb von rund 20 Autominuten ein Krankenhaus der Grund- und Notfallversorgung erreichen können sollen.

Ambulante Versorgung: Patienten besser steuern

Im ambulanten Bereich bedarf es laut Heidmeier einer gezielteren Steuerung der Patientinnen und Patienten. Mit knapp einer Milliarde Arzt-Patienten-Kontakten pro Jahr liege Deutschland europaweit an der Spitze, viele Facharztpraxen seien mittlerweile stark überlastet. „Patienten müssen besser durch das Gesundheitswesen geleitet werden“, betonte Heidmeier. Er sprach sich deshalb für die Einführung eines Primärarztsystems aus, das jedoch noch im Detail ausgestaltet werden müsse. Einer Wiedereinführung der Praxisgebühr, wie sie 2004 umgesetzt wurde, erteilte er hingegen eine Absage.

Fachkräftemangel bleibt zentrale Herausforderung

Als eine der größten Herausforderungen benannte Heidmeier den zunehmenden Ärztemangel. Mitverantwortlich dafür seien auch die Länder, die es versäumt hätten, die Zahl der Studienplätze entsprechend aufzustocken. Die Ausweitung der Studienplatzkapazitäten, wie sie derzeit in NRW stattfinde, sei daher ein wichtiger Schritt. Zugleich sei Deutschland langfristig auf qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. „In vielen Regionen sind ausländische Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte aus dem Versorgungsalltag nicht mehr wegzudenken“, so der Staatssekretär.

Digitalisierung: Vernetzung verbessern, Daten nutzbar machen

Großes Potenzial sieht Heidmeier in der elektronischen Patientenakte (ePA) – auch wenn es aktuell noch Verbesserungsbedarf gebe. Ziel müsse es sein, die ePA weiterzuentwickeln und stärker auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten auszurichten, mit schnellem Datenzugriff, hoher Datenqualität und einer nutzerfreundlichen Handhabung.
Auch Dr. Sven Dreyer, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, hob die Chancen der digitalen Vernetzung hervor: Die ePA könne maßgeblich dazu beitragen, Informationsverluste zwischen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie Krankenhäusern zu reduzieren und so die Behandlungsqualität zu verbessern.

Mehr als 100 Veranstaltungen 

Der Kongress ä25 fand vom 6. bis zum 11. Oktober im World Conference Center Bonn statt. Auf dem Programm standen mehr als einhundert Seminare, Fortbildungen und Vorträge, darunter Kurse zur Sonografie und Didaktik-Seminare für Weiterbilder. „Mit seinem vielfältigen Programm leistet der Kongress ‚ä‘ einen wichtigen Beitrag zur Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung, indem er Ärzte und Medizinische Fachangestellte gezielt und auf dem neuesten Stand der Wissenschaft fortbildet“, betonte Professor Dr. Gisbert Knichwitz, MBA, Vorsitzender des Fortbildungsausschusses der Nordrheinischen Akademie, die den Kongress „ä“ seit 2023 in Bonn ausrichtet. 

MST


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