Passen zehn Semester Medizinstudium in hundert Tage? Natürlich nicht. Aber probieren kann man es ja! Seit vielen Wochen ist mein Alltag sehr konstant, ausgerichtet auf meine zweite Ärztliche Prüfung im Medizinstudium (M2) im Oktober: Aufstehen, frühstücken, alte Prüfungsfragen kreuzen, lesen. Dass es den 100-Tage-Lernplan von Amboss gibt und die Plattform über Lehrmittel für die Aachener Medizinstudierenden bezahlt wird, ist ein Segen. Die Krankheitsbilder sind übersichtlich zusammengefasst, alle Antwortmöglichkeiten der alten Fragen werden erklärt und ob man bis zur Prüfung mit dem Lernstoff durchkommt, ist eine simple Rechenaufgabe.
Für das M2 zu lernen, heißt, das Studium Revue passieren lassen. Ich bemerke, welche Themen schon längst fester Bestandteil meines medizinischen Wissens sind, zum Beispiel weil ich die Innere Medizin liebe oder weil wir in Aachen schon seit dem dritten Semester Pharmakologie lernen. Gleichzeitig gibt es Fächer, wie in meinem Fall zum Beispiel Augenheilkunde, die ich in den zwei dafür eingeplanten Tagen nicht ganz zu durchdringen vermag. Am Ende ist es natürlich nicht das Ziel, alles zu wissen – das wird auch mit Sicherheit im Berufsleben nicht so sein. Und auch wenn das Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) gerne mal absurd schwere Fragen stellt, die von Amboss nur mit „Willkommen in der Facharzt-Prüfung“ kommentiert werden, hoffe ich doch, dass mir die letzten Jahre neben gefestigtem Wissen zusätzlich eine gute Portion medizinischer Intuition verliehen haben.
Aber mal ehrlich – meine Patientinnen und Patienten werden mir in den wenigsten Fällen von sich aus fünf Differenzialdiagnosen präsentieren. Auch wenn Single Choice-Fragen wohl die einfachste Art sind, umfangreich medizinisches Wissen zu prüfen, kommt es mir abstrakt vor, auf diese Art sicherzustellen, dass frischgebackene Ärztinnen und Ärzte alle Behandlungsabläufe und Differenzialdiagnosen richtig im Kopf haben. Das Lernen im klinischen Alltag geschieht über so viele Sinne – daran kann alles Lesen und Kreuzen niemals herankommen. Meine Hoffnung liegt auf einem Praktischen Jahr mit guter Lehre und der Möglichkeit, all die Theorie weiter mit echten Patientinnen und Patienten zu verinnerlichen.
Wie erlebt Ihr das Medizinstudium? Schreibt mir unter medizinstudium(at)aekno.de.