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125. Deutscher Ärztetag warnt vor Kommerzialisierung im Gesundheitswesen

Eröffnungsrede beim 125. Deutschen Ärztetag in Berlin: Dr. med (I) Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK)
Eröffnungsrede beim 125. Deutschen Ärztetag in Berlin: Dr. med (I) Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK) © Jürgen Gebhardt

Berlin, Düsseldorf, 1.11.2021. Vor einer zunehmenden Kommerzialisierung in der Gesundheitsversorgung hat der 125. Deutsche Ärztetag gewarnt. Die 250 Abgeordneten tagen am 1. und 2. November im Hybrid-Format in Berlin.

Das Ärzteparlament forderte die Politik auf, den wachsenden Einfluss von nicht ärztlichen Investoren, insbesondere von sogenannten Private-Equity-Gesellschaften, in den Haus- und Facharztpraxen zu begrenzen. In den Krankenhäusern müssten Ärztinnen und Ärzte vor rein ökonomisch motivierten Einflussnahmen der kaufmännischen Geschäftsführung der Kliniken geschützt werden. Erforderlich sei dazu eine Reform der Krankenhausplanung, die die Kooperation der Kliniken fördere statt deren Wettbewerb untereinander, und eine am Versorgungsbedarf der Patientinnen und Patienten ausgerichtete Vergütung. Die Vergütung dürfe sich nicht länger ausschließlich an der wirtschaftlichen Effizienz der Krankenhäuser ausrichten, sondern müsse auch Vorhaltekosten für Personal, Infrastruktur und Technik einbeziehen. Dem entsprechenden Leitantrag des Vorstandes der Bundesärztekammer stimmte der Ärztetag mit großer Mehrheit zu.

„Ärztinnen und Ärzte wollen keine Entscheidungen treffen und auch keine medizinischen Maßnahmen durchführen, die aufgrund wirtschaftlicher Zielvorgaben und Überlegungen erfolgen und dabei das Patientenwohl gefährden“, stellte der Präsident der Bundesärztekammer Dr. Klaus Reinhardt bei der Eröffnung des Ärztetages klar.

Mehr Patientenorientierung forderte der Ärztetag auch beim digitalen Ausbau des Gesundheitswesens. Digitalisierung sei kein Selbstzweck, sondern müsse die Versorgung verbessern. Außerdem forderten die Delegierten den Gesetzgeber auf, endlich die Novelle zur ärztlichen Gebührenordnung umzusetzen.

Die Bundesärztekammer hat ihre gesundheitspolitischen Forderungen an die künftige Regierungskoalition in einem insgesamt zwölf Punkte umfassenden Katalog zusammengefasst, der Grundlage für die Beratungen des Ärztetages ist. Angesichts der notwendigen Reformen müsse die Gesundheitspolitik das zentrale Handlungsfeld der künftigen Regierungskoalition werden, betonte Reinhardt in seiner Eröffnungsrede.

In seiner Sitzung am 2. November wird sich der Ärztetag schwerpunktmäßig mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit befassen.

Nähere Informationen sowie die Anmeldung zum Livestream finden sich auf der Homepage der Bundesärztekammer.

www.bundesaerztekammer.de

HK


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