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Nordrheinische Ärzteschaft diskutiert über aktuelle Infektionskrankheiten

Aedes aegypti Stechmücke saugt menschliches Blut.
Aedes aegypti Stechmücke saugt menschliches Blut. © frank 600/istockphoto.com

Düsseldorf, 5.11.2022. Ganz im Zeichen aktueller Infektionskrankheiten stand das 10. Kammersymposium der Ärztekammer Nordrhein, das am 5. November online stattfand. „Bei der heutigen Veranstaltung geht es zum einen um grundsätzliche Fragen zur Immunität, es geht um den Klimawandel als Ursache für Infektionserkrankungen und Multiresistenzen in der Medizin“, stellte Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, in seinem Grußwort den 600 Teilnehmern die Programmschwerpunkte vor.

Der Vortrag des akut erkrankten Herrn Prof. Dr. Oliver Witzke, Direktor der Klinik für Infektiologie des Universitätsklinikums Essen, wurde vom Moderator der Veranstaltung, Herrn Prof. Dr. Michael Koldehoff, übernommen, der Vorsitzender des Ad hoc-Ausschusses Infektionskrankheiten und -risiken der Ärztekammer Nordrhein ist. Er warnte davor, dass sich bedingt durch den Klimawandel Tropenerkrankungen wie das West-Nil- und das Dengue-Fieber auch in Europa verbreiten könnten. Auch die seit den 1950er Jahren in Deutschland ausgerottete Malaria könne aufgrund der globalen Erwärmung zurückkehren. Insekten wie die Aedes-Mücke, die Gelbfieber überträgt, und Zecken, die Borreliose und FSME übertagen, drängten weiter nach Norden vor, während sich multiresistente Bakterien durch die Globalisierung in der Welt verbreiten würden.   

Für eine Impfung gegen COVID-19 plädierte Prof. Dr. Tim Niehues, Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin des Helios-Klinikums in Krefeld. Gerade alte Menschen und vulnerable Gruppen sollten sich mindestens grundimmunisieren lassen, um einem schweren Verlauf vorzubeugen, erklärte der Pädiater. Denn zu den Risikofaktoren für schwere COVID-19-Erkrankungen und Todesfälle zählen laut Niehues nicht die Viruslast und die -Varianten, sondern das Alter der Patientinnen und Patienten sowie der Zustand ihres Immunsystems. Das Erreichen einer Herdenimmunität hielt Niehues für unrealistisch, stellte aber klar, dass die Immunität durch die Impfung oder einer Infektion gut und lange funktioniert—auch wenn die Infektion mit einer anderen Virusvariante erfolgte. 

Prof. Dr. Pia Hartmann, Departmentleitung Klinische Infektiologie des St. Vinzenzhospitals in Köln, legte ihren Schwerpunkt auf die Eindämmung von multiresistenten Erregern in der ambulanten Medizin. Den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten gab sie den Hinweis, dass die gewöhnlichen Hygienevorkehrungen in der Praxis nach den Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) häufig ausreichten, um sich vor multiresistenten Erregern zu schützen. 

Der Moderator Herr Prof. Dr. Koldehoff gab zunächst eine kurze Einführung zu den wissenschaftlichen Grundlagen der im Paxlovid® enthaltenen pharmakologischen Wirkstoffe. Dr. Oliver Funken, Facharzt für Allgemeinmedizin aus Rheinbach, ging in seinem Vortrag auf die Abgabe von Paxlovid® in der allgemeinmedizinischen Praxis ein. Seit dem 18. August 2022 haben Ärztinnen und Ärzte die Möglichkeit, das Medikament direkt an coronapositive Patienten abzugeben, die das Risiko für einen schweren Verlauf haben. Funken legte in seinem Vortrag dar, welche Medikamentenwechselwirkungen bestehen und nannte mit dem engen Zeitfenster für die Verabreichung, die spätestens fünf Tag nach Symptombeginn beginnen muss, einen Grund, warum Paxlovid® bisher noch nicht so häufig eingesetzt wird wie von Experten empfohlen.

Einen ausführlichen Bericht zur Veranstaltung lesen Sie in der Dezemberausgabe des Rheinischen Ärzteblatts. 

MST


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