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Pressemitteilung

TikTok ersetzt keine ärztliche Behandlung

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Düsseldorf, 5.5.2025 (ÄkNo). Das Internet ist längst zu einem üblichen Informationskanal für Gesundheitsfragen geworden. Zunehmend folgen junge Erwachsene auch Medfluencern, die über Online-Plattformen wie YouTube, Instagram und TikTok über Krankheiten, deren Vorbeugung und Behandlung informieren. Eine österreichische Studie aus dem letzten Jahr zeigt, dass dort schon knapp 40 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen Medfluencern folgen.

„Ich kann verstehen, wenn junge Menschen bei Gesundheitsfragen auf die Empfehlungen bekannter Medfluencer setzen, mit denen sie per Chat im direkten Austausch stehen und die sie häufig als Vorbilder für eine gesunde Lebensführung ansehen“, sagt Dr. Sven Dreyer, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, heute in Düsseldorf. „Dennoch halte ich die Entwicklung für riskant. Denn nur die wenigsten können unterscheiden, ob es sich bei den Social-Media-Inhalten der Medfluencer um evidenzbasierte Gesundheitstipps, um Scharlatanerie oder um versteckte Produktwerbung handelt. Wir sollten uns immer vor Augen führen, dass sich im Internet und auf Social Media grundsätzlich jede und jeder zu Gesundheitsthemen äußern kann – egal, ob die fachliche Kompetenz dafür vorliegt oder nicht“, so der Präsident. „Was von seriösen Medfluencern als wichtige Hilfestellung und Patientenaufklärung gedacht ist, birgt bei selbsternannten Gesundheitsexperten Risiken – von falschen Diagnosen bis hin zu gesundheitsgefährdenden Empfehlungen“, beklagt Dreyer. „Wenn ich als Arzt lese, dass dubiose Medfluencer hochdosierte Vitamin-Infusionen als Ersatz für eine Chemotherapie empfehlen und vermarkten, dann ist das einfach nur gefährlich und verantwortungslos.“

Wer auf Social Media seriös ist und wer nicht, sei für Laien kaum zu unterscheiden. Das sei schon allein deswegen der Fall, weil sich viele Medfluencer „Doc“ nennen würden, die weder einen Doktortitel besitzen, noch über ein abgeschlossenes Medizinstudium verfügten. Auch weitere ungeschützte Titel oder Berufsbezeichnungen wie zum Beispiel „Gesundheitscoach oder Gesundheitsprof“ würden von Fake-Medizinern genutzt. Eine Überprüfung der Angaben hinter den Accounts finde über die Plattformbetreiber nicht statt. Gütesiegel für vertrauenswürdige Accounts im Gesundheitsbereich gebe es bei TikTok und Instagram bislang nicht. „Das ist bedauerlich, denn es gibt Ärztinnen und Ärzte, die es sich als Medfluencer zur Aufgabe gemacht haben, für Gesundheitsthemen zu sensibilisieren, Wissenslücken zu schließen und ein Gegengewicht zu Fake News zu bilden“, sagt Dreyer.

Angesichts fehlender Regulierungen empfiehlt die Ärztekammer Nordrhein, sich im Krankheitsfall immer an eine Ärztin oder einen Arzt zu wenden. Die Kammer verweist darauf, dass seriöse Medfluencer eine individuelle Behandlung via Social Media schon aus Datenschutz- und Haftungsgründen ablehnten und appelliert an alle Social-Media-Nutzer, in öffentlichen Netzwerken keine Krankheitsdaten preiszugeben.

Seriöse Medfluencer-Accounts erkennen:

  1. Im Profil stehen möglichst ein Klarname und die beruflichen  Qualifikationen (z.B. Art der Ausbildung im medizinischen Bereich, Studium, Facharzt).
  2. Im Profil werden Angaben zu möglichen Interessenkonflikten wie Sponsorings und Kooperationen gemacht.
  3. Beachtung der entsprechenden Gesetzgebung (z.B. Heilmittelwerbegesetz, Berufsrecht)
  4. Wissenschaftliche Fakten werden anhand nachprüfbarer und aktueller Quellen/Leitlinien belegt.
  5. Follower werden zur eigenen kritischen Recherche ermutigt.
  6. Es gibt deutliche Hinweise, dass die Gesundheitsinformationen keinen Arztbesuch ersetzen.

Eine Handreichung „Ärztinnen und Ärzte in sozialen Medien“ hat die Bundesärztekammer herausgegeben.
Die Handreichung finden Sie hier.

ÄkNo


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