Leipzig, 26.5.2025. Die Verwendung Künstlicher Intelligenz (KI) hat das Potenzial, die medizinische Versorgung unter bestimmten Voraussetzungen zu verbessern. Wichtig sei, dass die Ärzteschaft diesen Prozess mitgestalte und eigene Prioritäten definiere. Das war ein Ergebnis des Dialogforums mit jungen Ärztinnen und Ärzten, das die Bundesärztekammer traditionell vor dem Deutschen Ärztetag ausrichtet und das in diesem Jahr am 26. Mai unter dem Titel "KI konkret im ärztlichen Alltag" in Leipzig stattfand. "KI kann die Medizin disruptiv verändern", sagte Privatdozent Dr. Peter Bobbert, Co-Vorsitzender des Ausschusses Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung der Bundesärztekammer. Deshalb dürften die Ärztinnen und Ärzte die Einführung der neuen Technologie nicht nur beobachten. Sie müssten sie mitgestalten. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Ärzte über ausreichende Kompetenzen im Umgang mit KI sowie der Bewertung ihrer Chancen und Risiken verfügten. In diesem Zusammenhang plädierte Dr. Julia Fritz, Hausärztin aus Sachsen, für ein Curriculum "KI-Kompetenz" in der ärztlichen Fort- und Weiterbildung. Da seien auch die Ärztekammern gefordert. Sie warb zudem dafür, bei der Implementierung von KI in der ärztlichen Praxis die Patienten "mitzunehmen" und den Prozess kommunikativ angemessen zu begleiten. "Man kann viel erreichen, wenn man als Ärztin oder Arzt die Technologie beherrscht", sagte Dr. Carina Vorisek, Medizininformatikerin am Berlin Institute of Health an der Charité. Damit KI aber "fliegen" könne, benötige man Interoperabilität zwischen den Sektoren im Gesundheitswesen und offene Schnittstellen. "Wir müssen als Ärzteschaft eine Vision entwickeln, wo wir digital stehen wollen", appellierte Vorisek an die rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter zahlreiche Vertreter der Ärztekammern. "Nur dann können wir mithilfe von KI eine bessere Versorgung umsetzen." Die ärztliche Letztverantwortung bei medizinischen Entscheidungen, die mithilfe von KI in Diagnose und Therapie getroffen werden, betonte der Berliner Laborarzt Dr. Michael Müller. "Diese ist nicht ersetzbar, selbst wenn die KI besser ist als wir", sagte er.
Flankiert wurde die Diskussionsveranstaltung von Beispielen für erfolgversprechende KI-Lösungen im medizinischen Alltag. Vorgestellt wurden unter anderem ein Chatbot zur Begleitung von Brustkrebspatientinnen, der die Brücke zwischen Evidenz, Leitlinien und klinischer Versorgung schlagen soll (Uniklinik Marburg), KI-basierte Tools wie Noa Notes (Jameda), die das Patientengespräch aufnehmen, in Text überführen und in das jeweils gebrauchte Format wie Erstanamnesen oder Arztbriefe übertragen. Die Dauer des Prozesses: knapp über drei Sekunden. Außerdem wurde ein KI-basiertes Tool zur Vorhersage von Komplikationen auf der Intensivstation vorgestellt (x-cardiac).
"KI in der Medizin" ist in diesem Jahr auch eines der Schwerpunktthemen des Deutschen Ärztetages. Am Mittwoch, 28.5.2025 werden unter anderem Experten von den Universitäten Bayreuth und Wien in das Thema einführen. Der Untertitel der Veranstaltung: "Die Zukunft des Gesundheitswesens aus ärztlicher Perspektive gestalten".
HK