„Werte für die Medizin – Warum unser Gesundheitssystem humanitäre Werte braucht“ lautete das Thema des 13. Medizinethischen Forums der Bezirksstelle Düsseldorf der Ärztekammer Nordrhein und des ASG-Bildungsforum Düsseldorf.
Dr. med. Jürgen Krömer, Vorsitzender der Bezirksstelle Düsseldorf der Ärztekammer Nordrhein und Joachim Pfeiffer, Mitarbeiter des ASG-Bildungsforums begrüßten die knapp 80 Besucherinnen und Besucher, die gekommen waren, um mit dem Gastredner, Professor Dr. med. Giovanni Maio, M.A. Phil., Direktor des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin in Freiburg, über die Folgen einer zunehmend durchökonomisierten Medizin zu diskutieren. Ulrich Langenberg, Geschäftsführender Arzt der Ärztekammer Nordrhein, machte in seiner Anmoderation deutlich, dass Prof. Maio wie kaum ein anderer Philosoph und Arzt in Deutschland für eine Kritik an einem DRG-System stehe, dass dazu geführt habe, Menschen schon bei ihrer Einweisung ins Krankenhaus rein nach ökonomischen Kategorien aufzuteilen.
Eine Rückbesinnung der Medizin auf Tugenden wie Sorgfalt, Geduld, Reflektiertheit, Zuwendungsbereitschaft und Respekt vor der Einzigartigkeit des Individuums forderte Maio in seinem Impulsreferat ein. Je mehr solcher Werte in der Medizin verloren gingen und durch Werte wie Effizienzsteigerung, Schnelligkeit und Technisierung ersetzt würden, desto größer die Gefahr, dass die Medizin ihre Identität auf Dauer verliere.
Das berechtigte Anliegen von Ärztinnen und Ärzten, die sich bewusst zum Arztsein entschieden hätten, um Menschen zu helfen, werde unter dem ökonomischen Diktat der Effizienzsteigerung immer mehr zur Nebensache. Maio rief die anwesenden Ärztinnen und Ärzte daher auf, inne zu halten, den Kompass der inneren Werte wieder auf die Fürsorge für den Patienten auszurichten und sich gegen eine stromlinienförmige, schnelle und beziehungsarme Abfertigung von Patienten zu wehren. Gemeinsam sollten sich alle Ärztinnen und Ärzte für den Erhalt einer sozialen Medizin einsetzen. „Ohne einen ethischen Kompass geht es nicht“, so Maio. Die Kammern sieht Maio dabei in der Pflicht, die Ärzinnen und Ärzte in diesem Prozess der Rückbesinnung zu stützen und einen gesellschaftlichen Konsens über die Grundausrichtung und die dazu benötigten Rahmenbedingungen in der Medizin herzustellen.
Den Einwand in der anschließenden Diskussion, dass eine zuwendungsorientierte Medizin, in der Beziehungsarbeit und das Gespräch im Mittelpunkt stünden, unbezahlbar sei, ließ Maio nicht gelten. Die Medizin könne ja, so zeige es die Initiative „Choosing Wisley“ auch weniger machen, mehr sprechen und trotzdem sehr gute Patientenergebnisse erzielen. Das verteuere nicht die Medizin, sondern verlagere das Geld weg von einer mechanisierten hin zu einer zuwendungsorientierten Medizin. Die Medizin sei aktuell ja nicht so teuer, weil die Menschen so viel bräuchten, sondern weil häufig gemacht werde, was teuer sei und Profit bringe.
Einen ausführlichen Bericht über die Veranstaltung lesen Sie in der November-Ausgabe des Rheinischen Ärzteblatts.
sas